VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Zwei Jahre hat Hassan Ismaik mehr oder weniger geschwiegen, klammert man die aufbauenden Kommentare zu den sportlichen Ereignissen beim TSV 1860 aus. Jetzt hat der 42-jährige Mehrheitsgesellschafter dem “kicker” ein emotionales Interview gegeben. Dabei sprach der Geschäftsmann aus Abu Dhabi über:

seinen Wunsch für die anstehende Mitgliederversammlung: “Dass so viele Mitglieder wie möglich zur Wahl gehen und ein Zeichen setzen für die Vernunft. Leider haben viele die Hoffnung auf bessere Zeiten aufgegeben. Aber sie dürfen nicht resignieren. Es geht um die Perspektive von 1860. Es gibt so viele Löwen-Fans, alle müssen sich einen Ruck geben und entscheiden, was sie in Zukunft wollen: Für immer Dritte Liga oder Regionalliga - oder zumindest die Aussicht in die Zweite Liga aufzusteigen. Ich stelle mir immer wieder die Frage, wollen in diesem Verein wirklich alle den sportlichen Erfolg? Ich sage klipp und klar: Nein! Es kann nicht sein, dass das Schicksal von 1860 von 500 bis 700 seitens des e.V. gut organisierten Personen bestimmt wird. Die Löwen-Familie ist viel, viel größer. Wenn Robert Reisinger wiedergewählt werden sollte, ist das kein positives Signal für die Zukunft. Wenn dagegen die Vernunft einkehrt, fliege ich am nächsten Tag gleich nach München und bin bereit, sofort über alle wichtigen Dinge zu sprechen, damit der Profifußball von 1860 wieder aufsteht.”

Gehen Sie am Sonntag zur Präsidenten-Wahl des TSV 1860?

Umfrage endete am 11.07.2019 08:00 Uhr
Ich bin leider kein Mitglied!
45% (1891)
Natürlich gehe ich hin: Jede Stimme zählt!
24% (995)
Ich bin leider beruflich/privat verhindert!
16% (670)
Ich werde erst wieder Mitglied, wenn bei 1860 gemeinsam gearbeitet wird...
15% (652)

Teilnehmer: 4208

das finanzielle Chaos: Das größte Problem ist, dass viele Traditionsvereine nicht wie Wirtschaftsunterneh- men geführt werden, sondern wie Trachtenvereine – und wahrscheinlich wird dort sorgsamer und disziplinierter mit dem Geld umgegangen als bei 1860. Für mich ist dieser Verein eine Geldvernichtungsmaschine. Es ist alles undurchsichtig. Nicht erst seit Hasan Ismaik, sondern seit über 15 Jahren. Es ist kein Zufall, dass 1860 im Jahr 2011 pleite war. Als ich 2011 zu den Löwen kam, erfuhr ich kurze Zeit später, dass sich der Geschäftsführer um fünf Millionen Euro verrechnet hat. Ich gab wieder das Geld. Jetzt verkalkuliert sich Michael Scharold bei der Berechnung der Sponsoren-Einnahmen. Und was ist die Reaktion bei 1860? Scharold wird von Präsidium und Hauptsponsor in den hächsten Tönen gelobt. Klar, sie haben einen Pakt gegen Ismaik geschlossen. Deswegen habe ich jetzt einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer beauftragt, der alle Zahlen umdrehen soll. Wir haben zehn Millionen Euro Einnahmen: Das Stadion ist immer ausverkauft und trotzdem reicht das Geld nicht? Es ist verrückt.”

die Disharmonie bei 1860: “Auch mit Trainer Bierofka hat Reisinger ein Riesenproblem. Ich glaube, er ist der einzige Präsident im deutschen Fußball, der seinem Trainer nachweislich aus dem Weg geht. Daniel war in der Sommerpause kurz davor, hinzuwerfen. Ich habe eine andere Vorstellung von einem Präsidenten: Wir brauchen einen Präsidenten, der den Fußball liebt, den Verein eint und für alle Fans da ist. Nicht nur für die, die ihn wählen. Und das sehe ich derzeit nicht.”

die 50+1-Regel: “Ich fühle mich bei 1860 in Handschellen gefesselt, weil Bürokratie und Machterhalt wichtiger sind als sportlicher Erfolg. Ich werde es noch einmal betonen: Ich werde meine Anteile niemals verkaufen. Nicht heute, nicht in fünf Jahren. Und auch nicht in 30 Jahren. Ich appelliere an alle: Helft endlich mit, dass 1860 wieder der Verein wird, der er früher war…Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass in diesem Verein so dermaßen falsch gespielt wird. Es wird getrickst, getäuscht und getarnt – nur um mich loszubekommen. Ich frage Sie: Was ist in den letzten zwei Jahren unter Reisinger besser geworden? Nichts!”

die Ablehnung des Verwaltungsrates, Saki Stimoniaris als Präsident vorzuschlagen: “An Stimoniaris’ Vita oder Programm kann es nicht gelegen haben. Aber das scheint eine typische 1860-Krankheit zu sein: Man entscheidet sich immer für den Falschen! Was mich vor allem richtig bedenklich stimmt: Die Vereinsspitze sieht zu, wie Stimoniaris und meine Person in der Fankurve massiv beleidigt werden, ohne einzuschreiten. Auch die Pyrotechnik-Probleme, die von den Reisinger-nahen Ultras provoziert werden, werden vom Präsidenten toleriert, ohne dagegen vorzugehen. Man will es sich ja nicht mit den Wählern verscherzen (lacht).

Das komplette Interview mit Ismaik lesen Sie in der heutigen Kicker-Ausgabe.