VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Normalerweise ist Günther Gorenzel ein Mensch, der viel schluckt - doch was gerade beim TSV 1860 passiert, das kann der Österreicher nicht länger akzeptieren. Erst forderte Präsident Robert Reisinger die sportliche Kommandobrücke zu mehr Kreativität auf, dann Martin Gräfer von Hauptsponsor “Die Bayerische”, als wenn er auf Knopfdruck aufgefordert worden wäre, genau in diese Kerbe zu schlagen. Darauf sind in den letzten Tagen auch viele Fans angesprungen, Hobby-“Journalisten” - jetzt reagiert der Geschäftsführer in der “AZ” und weist die Vorwürfe mit Vehemenz zurück. “Aus aktuellem Anlass möchte ich zuerst ein paar Fakten klarstellen: Der Sportlichen Leitung Daniel Bierofka und Günther Gorenzel die wirtschaftliche Verantwortung in die Schuhe zu schieben, entbehrt jeder rechtlichen und inhaltlichen Grundlage”, erklärte der 47-Jährige: “Fakt ist, dass kein Trainer und kein Sportlicher Leiter im deutschen Fußball in wirtschaftlicher Sicht im Detail Einblick in die Zahlen hat. Nicht nur bei Sechzig – so läuft das auch bei anderen Klubs. Somit waren Daniel und ich in der Entscheidungsfindung bei Transfers immer abhängig von dritten Personen. Diese Leute haben uns erklärt, dass die wirtschaftliche Situation stabil wäre. Unter dieser Annahme haben wir sportliche Entscheidungen getroffen.”

Dass der TSV 1860 handlungsunfähig ist, erklärt Gorenzel so: “Nun hat sich herausgestellt, dass unsere Spieler mit dem aktuellen Etat nicht finanziert werden können. Drei Millionen Budget – das ist nicht ursächlich das Hauptproblem, es kommt wie die drei eingeplanten, langzeitverletzten Spieler (Quirin Moll, Stefan Lex, Semi Belkahia, d. Red.) erschwerend hinzu. Auch nicht der angeblich übergroße Kader – wir hatten 24 Spieler und drei Torhüter. Zwar werden weitere Spieler im Profikader geführt, die aber noch in die U21 gehören. Das Hauptproblem ist: Im Sommer 2018 sind Verträge unter anderen Annahmen abgeschlossen worden.”

Für die Spielerverträge war einzig und allein der durch 50+1 eingesetzte Geschäftsführer Michael Scharold zuständig. Hat sich der Bad Endorfer verrechnet? “Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will niemandem einen Vorwurf machen. Michael Scharold hat auch jetzt die Gesamtverantwortung Wirtschaft und Finanzen”, erklärte Gorenzel gegenüber der “AZ”: “Ich bin als Geschäftsführer Sport für die Einhaltung der Etats im Sportbudget verantwortlich. Aber: Der Personaletat, der mir für 2019/20 zugewiesen wurde, reicht nicht aus, um laufende Verträge einzuhalten. Der Trainer und ich stehen an der Front und müssen liefern. Aber dafür lassen wir uns nicht die Schuld in die Schuhe schieben. Wir werden in ein Licht gerückt, das nicht der Faktenlage entspricht.”