VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Die Mitgliederversammlung am 30. Juni in der Konzerthalle “Zenith” wirft ihre Schatten voraus. Präsident Robert Reisinger hat die Mitglieder in der Vereinszeitung jüngst um ihre Stimme und Unterstützung gebeten. Der 55-jährige Unternehmensberater wurde vom Verwaltungsrat um den Vorsitzenden Sebastian Seeböck wieder zum Ober-Löwen vorgeschlagen. Einen anderen Präsidenten können die Mitglieder nicht wählen. Bekommt der umstrittene Reisinger auf der Versammlung nicht die einfache Mehrheit, fällt er durch. Dann müsste der Verwaltungsrat einen neuen Kandidaten vorschlagen. Der “Kicker”, Deutschlands größtes Fußballmagazin, widmet den Löwen in der heutigen Printausgabe eine ganze Seite. Der Titel: “Die Grenzen der Demokratie. Die Satzung von 1860 wirft Fragen auf.”

1860-Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris, der sich zunächst auch für das Präsidentenamt beworben hatte, aber bereits zum zweiten Mal abgelehnt wurde, kritisiert via “Kicker” das System 1860, in der eine u.a. von Abteilungsleiter Roman Beer entworfene Satzung das Grundübel ist: “Jeder Kreisligist wird demokratischer geführt als 1860. Das ist das große Handicap. Ich bin für mehr Demokratie. Dazu gehört eine Briefwahl. Damit könnten auch die Mitglieder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht an der Mitgliederversammlung teilnehmen können, von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. In der aktuellen Situation hätte ich es besser gefunden, wenn der Verwaltungsrat alle Kandidaten zugelassen hätte und allein die Mitglieder entscheiden. Ich will klar ausdrücken: Ich akzeptiere die Satzung des TSV 1860, aber unser Verein hätte es verdient, Demokratie zu leben.”

Stimoniaris, der u.a. bei Volkswagen im Aufsichtsrat sitzt, erklärt deutlich, wie er sich den neuen TSV 1860 vorstellt: “Ich stehe für gelebte Demokratie - und nicht für undurchsichtige Satzungen, die kein Mensch versteht. Ich will 1860 wieder in der Bundesliga sehen und nicht auf dem Golfplatz bei einem Altherren-Derby zwischen Blau und Rot. Das ist mein Antrieb - und den Herren im Verwaltungsrat habe ich bei meinem Casting auch eines klar gesagt: Ich bin gekommen, um zu bleiben. Und mit mir wird Sechzig wieder erstklassig. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.”