VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

5,2,3 - nein, das ist nicht das neue Spielsystem von Trainer Daniel Bierofka für das Heimspiel gegen Meppen, sondern die Abfolge der Löwen-Pläne: Erst sprach Geschäftsführer Michael Scharold im Januar 2018 von einem Fünf-Jahres-Plan mit Blickrichtung Zweite Liga, dann wurde im Sommer ein gemeinsamer Zwei-Jahres-Plan der beiden Gesellschafter ins Leben gerufen - und nun, 14 Monate nach Auflage der Erstversion, korrigiert das Präsidium Robert Reisinger in einer Presseerklärung höchstselbst den Plan und spricht plötzlich von einer Drei-Jahres-Variante. Nur mit welchem Ziel? Der Sport kann’s nicht sein, denn dem TSV 1860 wird mit dem verschriebenen Konsolidierungskurs die Luft für eine weitere Entwicklung abgedreht. Der Löwe hat im Profifußball keine Perspektive, auch nicht die jahrelang prämierte Nachwuchsarbeit - und der Hauptschuldige ist für die Vereinsseite wieder einmal: Hasan Ismaik. Wie immer. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, dann muss der Jordanier als Prügelknabe herhalten.

Der Zeitpunkt dieser Presserklärung kommt überraschend, vor allem, weil der Verein auf eine Aufsichtsratssitzung vom 17. Februar eingeht, in der eigentlich nichts passiert ist, außer, dass Andrew Livingston zum neuen Aufsichtsrat der Ismaik-Seite befördert wurde. Und doch erklärt die Vereinsseite glaubhaft, dass die Ismaik-Seite ein Einstiegsangebot eines dritten Gesellschafters abgelehnt hätte.

Genauso erstaunlich ist, dass die e.V.-Seite behauptet, die beiden Geschäftsführer Michael Scharold und Günther Gorenzel hätten vier Finanzierungsmodelle vorgetragen. Richtig ist, es gab vier Modelle. Richtig ist aber auch, dass zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Modelle mit Ismaiks Kohle nicht umsetzbar waren, nachdem Reisinger bereits vor Weihnachten weitere Darlehen von Hasan Ismaik ausgeschlossen hatte. Die logische Folge: Der Jordanier verzichtete daraufhin, bereits bestehende Darlehen in Genussscheine umzuwandeln.

Und jetzt wird’s spannend. Der e.V. schreibt in seiner Erklärung: “Szenario 1 geht von einer kompletten Eigenfinanzierung der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ohne Fremdmittel aus. Der Saisonetat für die Profimannschaft läge in diesem Fall zwischen 3 und 3,5 Millionen Euro. Wie ist diese Summe einzuordnen? Sie entspricht im Vergleich mit dem Wettbewerb einem durchschnittlichen Etat. Bei finanzschwächeren Klubs in der Dritten Liga liegt das Saisonbudget um die 2 Millionen Euro. Gehobene Etats sind zwischen 5 und 7 Millionen Euro anzusiedeln.” Also eigentlich alles in Butter bei Sechzig, oder was?

Aber wie kommt Trainer Bierofka dann dazu, dass er davon spricht, dass der TSV 1860 “momentan handlungsunfähig” ist, weder Manuel Schäffler nach München lotsen, noch Aaron Berzel verlängern kann? Bierofka ist ein Kind der Löwen. Er würde dem Verein niemals schaden, schon gar nicht mit unüberlegten Aussagen. Auch Günther Gorenzel kennt als Geschäftsführer die korrekten Zahlen. Auch er spricht davon, dass die Löwen keinen Handlungsspielraum bei Transfers und Vertragsverlängerungen hätten und sich auch kein Sommer-Trainingslager mehr leisten können. Der Boulevard schreibt: “Löwen droht der Ausverkauf!” Der Verein im Frühjahr 2019 präsentiert sich als der TSV Handlungsunfähig!

Die Mannschaft ist informiert. Es sind Brennpunkte, die für 50+1-Präsident Reisinger unangenehm sind und dessen Position deutlich schwächen. Seine Reaktion: Er fordert Bierofka und Gorenzel in seinem Schreiben lapidar auf, sportlich klug zu handeln und eine geschickte Transferpolitik zu fahren.

Wer malt sich die Löwen-Welt also anders als sie wirklich ist?