VON OLIVER GRISS UND RENATE FEIL (FOTO)

Günter Gorenzel glaubt immer an das Gute. Er hatte vor einer Woche auch eine Annäherung zwischen den Gesellschaftern beim TSV 1860 ausgemacht - doch richtig Positives konnte er nach der Aufsichtsratssitzung, an der er am Sonntagnachmittag teilgenommen hatte, nicht vermelden. “Ich habe dort meine Überlegungen präsentiert und warte auf das Ergebnis”, erklärte der Österreicher äußerst nüchtern: “Fakt ist, dass wir bis 1. März die Unterlagen für die Lizenzierung einreichen müssen. Dann stehen die Ergebnisse fest.”

Das Warten könnte sich der neue 1860-Geschäftsführer aber eigentlich sparen: Es läuft auf einen knallharten Konsolidierungskurs hinaus, der - falls in dieser Saison der Klassenerhalt geschafft wird - nur eines beinhaltet: Die Rettung in der Dritten Liga. Aufstiegsträume? Keine Chance! Die sportliche Kommandobrücke kann mit einem Budget von rund 2,5 bis 3,1 Millionen Euro rechnen. Gorenzel selbst wollte am Dienstag keine Tendenzen abgeben, in welche Richtung der Löwe läuft: “Das lasse ich jetzt mal offen. Für mich ist wichtig, die Euphorie nach Cottbus mitzunehmen. Darauf fokussiere ich mich auch.”

Werden Sie das Präsidium um Robert Reisinger wieder wählen?

Umfrage endete am 03.03.2019 19:00 Uhr
Nein, ich werde Reisinger und seine Kollegen nicht wieder wählen!
52% (3183)
Ich bin leider kein Mitglied.
25% (1513)
Ja, natürlich: Ich gehe mit dem Kurs absolut konform.
21% (1295)
Ich schwanke noch.
3% (177)

Teilnehmer: 6168

Der umstrittene Ober-Löwe Robert Reisinger hatte vor Wochen den radikalen Kurs vorgezeichnet: Einen Weg ohne Darlehen/Genussscheine von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik. “Seit dem Zwangsabstieg lassen wir uns eng wirtschaftlich und juristisch von Sachverständigen beraten. Das Unternehmen muss und wird sich restrukturieren”, erklärte sich das Präsidium in einem Schreiben in der neuesten Ausgabe des Vereinsmagazins “Die Sechzger”: “Die erforderlichen Schritte dafür sind eingeleitet. Daran führt kein Weg vorbei. Es gibt Mitgliederbeschlüsse aus den Jahren 2017 und 2018, die unsere Haltung stützen. Wer glaubt, es wäre egal, wie viel Schulden das Unternehmen hat, folgt einem vergifteten Traum. Das Wirtschaften auf Pump frisst den Klub auf.” Noch vor ein paar Monaten hatte Reisinger Genussscheine aus Abu Dhabi in Höhe von zwei Millionen Euro angenommen - aus Selbstschutz? “Sonst wären wir als Präsidium politisch tot gewesen”, bemerkte er unlängst in einem Interview mit dem “Wochenanzeiger”.

Günther Gorenzel und Daniel Bierofka, die sich wie schon lange kein Sport-Tandem mehr mit dem Verein identifizieren, sind die Leidtragenden dieses Weges. Die Chance, dass Reisinger noch umdenkt, tendiert gegen Null. Schon in der nächsten Woche könnte Gorenzel den mit 50+1 fixierten e.V.-Kurs öffentlich bestätigen: “Wir haben das dann so zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Ich werde nach einer internen Absprache die ganz klare Zielsetzung nach außen kommunizieren.”