VON OLIVER GRISS UND STEFAN BRAUER (FOTO)

Daniel Bierofka ist auf der Zielgeraden, nicht im Abstiegskampf mit dem TSV 1860, sondern beim Trainer-Lehrgang in Hennef. Am Montag schreibt der Löwen-Trainer in Oberhaching seine erste Prüfung - Thema: Ernährungslehre. “Ich muss das jetzt noch drei Wochen durchziehen und hoffen, dass wir in dieser Zeit auch noch punkten. Und dann bin ich wieder da und kann mich voll auf meine Mannschaft konzentrieren. Wenn diese Belastung vorbei ist, dann mache ich drei Kreuzzeichen.” Das db24-Interview mit Bierofka:

dieblaue24: Ihre Mannschaft hat sich ein 1:1 beim KFC Uerdingen erkämpft: Herr Bierofka, wie stolz waren Sie auf Ihre Mannschaft?

DANIEL BIEROFKA: Ich finde, wir hatten schon beim 1:2 gegen Osnabrück sehr viel Herz gezeigt, als wir nach der roten Karte gegen Aaron Berzel dezimiert geworden sind - das war in Duisburg nicht anders. Dennoch brauch’ ich einen Platzverweis jetzt nicht jede Woche. Aber Herbert Paul ist einfach noch ein junger Spieler, der aus der Regionalliga kommt. Er muss lernen, cleverer zu agieren. In Unterzahl haben wir dann alles auf den Platz geworfen, das hat mir imponiert. Aber so kenne ich meine Mannschaft.

Einen herausragenden Auftritt hatte Ihr Kapitän Felix Weber (db24-Note 1)…

Das muss ich auch sagen: Felix hat gegen Uerdingen wirklich ein überragendes Spiel gemacht - von der Präsenz her. Er ist als Kapitän vorangegangen. Er war lautstark. Er hat die Mannschaft hinten raus geschoben. Ich glaube, er hat keinen Zweikampf verloren - und vorne das wichtige 1:1 gemacht. Das war eine herausragende Partie. Das darf er gerne öfter machen (lacht).

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Überhaupt war auffällig, dass die Spieler alle an ihre körperliche Leistungsgrenze gegangen sind. Zufall?

Jetzt kann ich es ja sagen: Ich habe vor dem Spiel im Hotel eine sehr emotionale Rede gehalten, weil mir ein paar Dinge unter der Woche im Training nicht so gefallen haben. Ich wollte meine Spieler einfach noch einmal aufwecken. Ich war auch mit Efkan Bekiroglu sehr zufrieden. Klar, er hat den Ball vor dem 0:1 verloren, aber er war sehr präsent, wollte jeden Ball haben, hatte unser Spiel sehr belebt. Auf dem Niveau müssen wir jetzt alle weitermachen.

Wenn man die Ergebnisse in der Dritten Liga sieht, war dieser Punkt verdammt wichtig für den Kopf…

Für die Moral der Mannschaft war dieses Unentschieden wirklich Gold wert, dass wir mit zehn Mann unser Tor so spektakulär verteidigt haben. Das kann Kräfte für die Zukunft frei setzen. Die Spieler saßen nach dem Spiel tot in der Kabine, aber sie haben auch gemerkt, dass man für Herz, Kampf und Leidenschaft auch belohnt werden kann. Wichtig war auch für mich zu sehen, dass wir in Unterzahl zur Chancen gekommen sind. Das war sehr gut.

Ist dieses Spiel eine Blaupause für die Zukunft?

Ja, klar. Ich würde mir dieses Extreme auch mit elf Mann auf dem Platz wünschen. Diese Dritte Liga ist so verdammt eng. Jeder Punkt zählt. Wir entwickeln uns immer weiter, aber wir müssen jetzt auch mal ein Spiel gewinnen. Am Mittwoch werden wir im Testspiel gegen Ulm dosieren: Die Spieler, die gegen Uerdingen nicht zum Einsatz kamen, werden länger spielen, die anderen weniger. Aber: Wir werden bis zum letzten Spieltag jeden brauchen. Am Donnerstag machen wir dann noch einen Tag frei, damit die Jungs durchschnaufen können, um sich dann voll auf das wichtige Spiel gegen Aalen zu fokussieren.

Hand aufs Herz: Wie oft schauen Sie mittlerweile die Tabelle an?

Natürlich kann ich die Tabelle lesen, klar. Wir müssen wissen, wie die anderen Mannschaften spielen, wie die Situation ist. Aber entscheidend werden die letzten sechs bis acht Spiele sein - dann kommen viele Gegner, die hinter uns stehen: Aalen, Köln, Zwickau oder Jena. Wir sind in der Lage, gegen jeden Gegner zu gewinnen, aber uns ist auch bewusst, dass es lauter enge Spiele werden. Darauf können wir uns einstellen.

Leihspieler Prince Osei Owusu gab gegen Uerdingen seine Start-Premiere mit Licht, aber mehr Schatten: Wie zufrieden waren Sie mit ihm?

Ich glaube, er kann deutlich mehr als er gegen Uerdingen gezeigt hat. Er muss mehr aus sich rausgehen. Vielleicht war er auch ein wenig gehemmt, es war sein erstes Spiel von Beginn an mit der neuen Mannschaft. Das ist nicht ganz so einfach für ihn. Wir müssen weiter mit ihm arbeiten und fördern - dann wird er auch kommen.