VON OLIVER GRISS

Nach “TZ”-Informationen gab’s für das ehrliche und profilstarke “SZ”-Interview von Michael Scharold Rüffel aus dem Verein - wobei sich jetzt natürlich die Frage stellt: Darf man als Geschäftsführer die Wahrheit nicht mehr öffentlich kommunizieren? Zumindest hat Scharolds Interview außerhalb der Grünwalder Straße 114 viele positive Reaktionen hervorgerufen.

Auch bei einem Fantreffen im Kurhausstüberl im oberbayerischen Waging am See, sozusagen im Revier von Kult-Trainer Werner Lorant, stellte sich Scharold den Löwen-Anhängern. Und der 1860-Boss hatte keinen leichten Stand, weil es für viele Dinge auch Kritik hagelte, vor allem zum globalen Thema Fanbetreuung.

Trotz aller Schwierigkeiten gehöre der TSV 1860 für Scharold in Deutschland noch zu den “Top 20-Vereinen”. “Leider sind wir momentan sportlich und wirtschaftlich weit davon entfernt”, erklärte der Geschäftsführer gegenüber “heimatzeitung.de”. Er setzt vor allem auf Kontinuität: “Wir müssen frühzeitig wissen, wie wir in die nächste Saison gehen und wir sollten den eingeschlagenen Weg dann mindestens die nächsten drei Spielzeiten verfolgen und nicht Jahr für Jahr alles infrage stellen.” Derzeit übersteigen bei Münchens große Liebe die Ausgaben die Einnahmen um etwa 2,5 Millionen Euro. Scharold dazu: “Entweder wir reduzieren die Kosten oder wir steigern mittelfristig den Ertrag.” Für die Zukunft wünsche er sich “professionellere Strukturen”: “Jeder muss sich so positionieren, dass er sein Produkt Profifußball am besten monetarisiert. Das ist ein wesentlicher Teil des Wettbewerbs im Profifußball. Hierfür benötigen wir auch eine stringente Markenkommunikation.” Aussagen, die Werner Lorant, der ebenfalls im Saal saß, nicht teilen konnte: “Sponsoren kannst du nur über Erfolg gewinnen.”

Grünwalder? Im aktuellen Zustand keine Zukunftslösung

Sorgen bereitet Werner Lorant auch die geringe Zuschauerkapazität im Grünwalder Stadion. Scharold verwies auf die Machbarkeitsstudie der Stadt München: “Sicher können wir mit 25 000 Zuschauern in Giesing mehr erreichen, als mit einem 30 000-Mann-Stadion auf der grünen Wiese. Allerdings ist auch klar, dass das Stadion im aktuellen Zustand keine Zukunftslösung sein kann.”

Ein dickes Lob verpasste Scharold Trainer Daniel Bierofka: “Daniel ist nach Werner Lorant wahrscheinlich der erste Trainer, der zu hundert Prozent zu Sechzig passt. Vielleicht fehlt uns als Aufsteiger noch die Souveränität und Abgeklärtheit. Auch das Glück war nicht immer auf unserer Seite. Aber wir sollten vor allem mit dem Erreichten zufrieden sein.”