VON OLIVER GRISS UND BONGARTS (FOTO)

Früher war Werner Lorant eine der schillerndsten Figuren der Bundesliga, heute ist er DIE Attraktion am Campingplatz in Waging. Wo früher Alfons Schuhbeck im Kurhausstüberl sein feudales Sterne-Menü servierte, ist aus dem einstigen “Werner Beinhart” ein zahmer mit sich zufriedener Kulttrainer geworden. db24 hat Lorant vor seinem 70. Geburtstag am Mittwoch in seinem neuen Zuhause besucht - das dreiseitige Geburtstags-Interview mit der 1860-Legende:

dieblaue24: Herr Lorant, wie fühlen Sie sich so kurz vor Ihrem runden Geburtstag?

WERNER LORANT: Schauen Sie in die Landschaft: Ich bin da, wo andere Urlaub machen. Es ist einfach herrlich hier. Ich wohne an einem der schönsten Flecken Deutschlands. Nicht in einem Wohnwagen, wie ich immer wieder lesen muss, sondern in einer Ferienwohnung mit meiner Partnerin. Und wenn Sie auf meinen 70. Geburtstag anspielen: Ich fühle mich wie 50. Ich kann noch alles: Ich bin geistig voll da, körperlich sowieso und ich kann jeden Tag mit meinem Hund Jackson, den ich aus einem spanischen Tierheim geholt habe, mehrere Stunden spazieren gehen. Außerdem: Meine Mutter Gertrud ist am 5. November 99 Jahre alt geworden. Sie wohnt im ersten Stock in einem Haus in Welver. Ich habe zu ihr gesagt: “Zieh halt ins Erdgeschoss!” Dann ist sie böse geworden (lacht). Die Familie Lorant hat gute Gene. Ich werde über 100.

Und Ihre Lunge?

Ach, das Rauchen ist nicht schlimm. Auf die Bewegung kommt es an - und die habe ich. Wenn ich Langeweile habe, rauche ich mehr. Eine Schachtel schaffe ich aber nie.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

#tsv1860 #legende #wernerlorant

Ein Beitrag geteilt von olivergriss (@olivergriss) am

Lassen Sie uns auf Ihr bewegtes Leben zurückblicken…

Ich bin sehr glücklich. Ich habe fast alles erreicht: Ich war Uefa-Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt, habe den DFB-Pokal gegen Bayern München gewonnen - und als Trainer des TSV 1860 hatte ich auch ein wenig Erfolg (lacht). Auch wenn ich sagen muss: Deutscher Meister wäre ich schon gerne geworden, leider hat es dazu nicht gereicht. Und jetzt genieße ich halt mein neues Leben: Wenn ich Zeit habe, fahre ich nach Hallein zu meinem Ex-Verein, oder schaue mir Fußballspiele an, in Kirchanschöring oder Waging. Oder fahre alternativ in die Berge. Ich brauche kein Haus mehr in Estepona, das macht nur Arbeit.

Sie haben seit einiger Zeit keinen Führerschein mehr: Was ist passiert?

Als ich Trainer bei Union Hallein war, wollte ich zurück nach Waging fahren und dann haben sie mich an der Grenze rausgezogen: Ich hatte ein paar Bier getrunken. Alle Autos haben sie durchfahren lassen, aber ich wurde rausgezogen. Mich hat einer hingehängt, das hatte mir ein Polizist auch bestätigt. Ich weiß auch ungefähr, wer das war. Das ist ebenso. Fertig. Ende. Ich habe eine Strafe bekommen. Bezahlt habe ich nicht, stattdessen habe ich Sozialdienst im Waginger Altenheim abgeleistet. Ich werde auch den Führerschein nicht mehr machen.