VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Nach vier Monaten trifft sich heute um 14 Uhr an der Grünwalder Straße 114 wieder der Aufsichtsrat - die Zukunft des TSV 1860 soll weiter vorangetrieben werden. Was bislang durchsickerte: Der umtriebige Sportchef Günther Gorenzel steht offenbar vor einer Beförderung zum Sport-Geschäftsführer. Michael Scharold bleibt - und soll sich die Bereiche mit dem Österreicher teilen. Der Vorschlag soll aus Abu Dhabi gekommen sein: Investor Hasan Ismaik ist nach Rücksprache mit seinen beiden Aufsichtsräten Saki Stimoniaris und Peter Cassalette von der Arbeit Gorenzels angetan. Die e.V.-Vertretung soll die Personalie ebenfalls positiv bewerten.

Zuletzt hatte Präsident Robert Reisinger behauptet, dass das Verhältnis zur Investoren-Seite in einer Skala von 1 bis 10 bei “sechs oder sieben” liege. Ob es tatsächlich noch weitere Gemeinsamkeiten gibt, um den Verein wieder professioneller aufzustellen, wird heute die Aufsichtsratssitzung im dritten Stock der Geschäftsstelle zeigen. Klar ist: die Einnahmenseite muss erhöht werden.

dieblaue24 zeigt auf, über was die Löwen-Bosse heute noch unbedingt reden sollten:

Die Stadion-Zukunft: Nachdem sich Robert Reisinger zuletzt gemeinsam mit den beiden Verwaltungsräten Verena Dietl und Gerhard Mayer mit einem Architekten getroffen hat, wäre es von großem Vorteil, wenn der Verein auch die Investoren-Seite in die Gespräche mit einbinden würde. Nach dieblaue24-Informationen ist Ismaik grundsätzlich bereit, den TSV 1860 beim Projekt “Grünwalder Stadion” zu unterstützen, aber nur, wenn es profitabel für den Verein ist. Was eine Möglichkeit ist: Der Drittliga-Aufsteiger klopft bei der Stadt an, ob die Kultstätte per Erbpacht übernommen werden könnte. Sollte das Rathaus dieser Variante zustimmen, ist denkbar, dass Ismaik den Geldbeutel aufmacht und die Löwen beim Umbau unterstützt. Wichtig wird vor allem sein, dass ein komfortabler Bereich für Sponsoren und Businesskunden geschaffen wird.

Die Mannschaft: Die Bierofka-Elf hat sich längst an die Dritte Liga gewöhnt - mit ein bisschen Glück könnten die Löwen auch auf einem Aufstiegsplatz stehen. Nach dem verdienten 2:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig ist zumindest der Kontakt zum vorderen Mittelfeld wieder hergestellt. Durch die Investitionen im Sommer hat der Kader deutlich an Qualität zugelegt, vor allem Adriano Grimaldi, Herbert Paul, Simon Lorenz und Quirin Moll sind Volltreffer. Aber auch Romuald Lacazette, Marius Willsch, Stefan Lex und Efkan Bekiroglu tun der Mannschaft im Kollektiv gut. Alessandro Abruscia, Kristian Böhnlein und Semi Belkahia konnten sich noch nicht richtig zeigen. Insgesamt war die Transferpolitik gut wie seit Jahren nicht mehr. Nun wird zu besprechen sein, was der Verein plant, sollte die Mannschaft in Aufstiegsgefahr geraten: Mit zwei bis drei Winter-Transfers (Abwehr, offensives Mittelfeld und Angriff) könnte man die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine noch bessere Rolle in der Liga zu spielen. Daniel Bierofka zuletzt gegenüber der “tz”: “Stand jetzt sind wir finanziell nicht in der Lage nachzulegen.”

Die Jugend-Arbeit: Die fetten Jahre sind nach dem Doppel-Abstieg 2017 endgültig vorbei - allerdings gilt es, in diesem Bereich unbedingt die Hebel anzusetzen. Der TSV 1860 muss wieder attraktiver für den Nachwuchs werden, dazu gehört auch, dass die U19 und die U17 unbedingt in der Bundesliga spielen müssen. Auffällig: Vor allem im unteren U-Bereich schwächelt der Löwen-Nachwuchs. Am Samstag verlor beispielsweise die U13 das Stadtderby beim FC Bayern mit 0:5. Die Eltern der Talente müssen sich finanziell an Trainingslagern und Ausrüstung beteiligen, angeblich zwischen 600 und 800 Euro pro Jahr und pro Kind. Auch einen Fahrservice gibt es nicht bei den Löwen. Es bedarf Investitionen in der Nachwuchsförderung, will 1860 nicht auf lange Sicht den Anschluss zu den bayerischen Top-Teams verlieren. Der Wunsch von NLZ-Leiter Dieter Märkle: Mehr Vollzeit-Trainer für die blaue Nachwuchsarbeit.

Die Infrastruktur: Nachdem Hasan Ismaik vor zwei Jahren Millionen für drei neue Rasenplätze und eine Gymnastikhalle zur Verfügung stellte, wird auch zu überlegen sein, wie sich der TSV 1860 am Trainingsgelände weiter aufhübscht. Die Kabinen im Jugendtrakt sollen weiter zu wünschen übrig lassen - und nach dem geplanten Rückzug von Christl Estermann zum Jahresende aus dem Löwenstüberl, braucht es dringend neue Ideen im Gastro-Bereich. Bis heute steht auch der neu errichtete Presseraum leer, weil die Kohle für die Inneneinrichtung fehlt.

Marketing & Pressearbeit: In der Pressestelle teilen sich mit Rainer Kmeth und Joachim Mentel zwei Teilzeitkräfte die Arbeit, einen hauptamtlichen Pressesprecher gibt es seit dem Abschied von Lil Zercher zum 1. FC Köln nicht mehr. Darunter leidet auch der Social Media-Bereich des TSV 1860. Aktuell ist alles ein wenig provisorisch an der Grünwalder Straße - auch echtes Marketing ist nicht wirklich spürbar. Dazu gehört aber auch, dass die Fanartikel GmbH von Hasan Ismaik neue Wege gehen muss, um das riesige Potential zu wecken.

db24 meint: Die Mängelliste an der Grünwalder Straße ist groß - mit einem gemeinsamen Weg zwischen Verein und Hasan Ismaik könnte der TSV 1860 aber bestimmt viele Baustellen schließen. Die Frage ist aber: Will man das von ganzem Herzen?