VON OLIVER GRISS

Es war angenehm ruhig in den letzten Monaten beim TSV 1860. Keine öffentlichen politischen Statements - weder von Vereinsseite, noch von der Ismaik-Gruppe. Das war genau das, wonach sich viele Löwen gesehnt haben. Die guten Leistungen der Profi-Fußball-Mannschaft haben alle Nebenkriegsschauplätze überstrahlt. Doch zwei Tage vor dem wichtigen Wiesn-Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden werden der “AZ” gleich mehrere interne Dinge zugespielt. Freilich, die Presse lebt von Geschichten und Informationen, doch der Zeitpunkt, brisante vereinspolitische Vorgänge zu lancieren, ist absolut deplatziert. Mit der Schlagzeile “AZ exklusiv: Die Löwen planen den Aufstiegsfall” setzt man nicht nur die Mannschaft unter Druck, sondern steigert gleichzeitig auch noch die Erwartungshaltung im Umfeld. Politik zur Unzeit, Löwen!

In diesem Text wird von einer Präsidiumssitzung berichtet, in der neben dem “Dauer-Tagesordnungspunkt Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik” über den Fall der Fälle gesprochen werden soll. Natürlich sind die Löwen aktuell in Reichweite zu den Aufstiegsplätzen, doch wer Daniel Bierofka ein wenig besser kennt, weiß, dass ihm solche öffentlichen Meldungen gewaltig auf den Geist gehen und seine Arbeit erschweren. Der Löwen-Trainer favorisiert ein diskretes Handeln beim TSV 1860 - ohne politischen Doppelpass mit den Medien. Eine vertrauensvolle Arbeit hinter den Kulissen wäre viel souveräner und seriöser.

Was auch überrascht: Obwohl die Stadt gegenüber dieblaue24 zuletzt klar definiert hat, dass es unter den aktuellen Bedingungen keinen Zweitliga-Fußball im Grünwalder Stadion geben wird, will das Präsidium eine Lösung “Pro Heimat” suchen. Wie die aussehen soll, ist aber nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass die Kultstätte aus diversen Gründen nicht tauglich für das Unterhaus ist. Es fehlen: Überdachung für die Stehplätze, Stell- und Kameraplätze für die TV-Übertragung, genügend Medienplätze, ausreichende VIP-Plätze und auch die vorgeschriebene Flutlichtstärke. Nicht weniger wichtig sind in der KGaA auch diverse zukunftsorientierte Personalentscheidungen: Die Verträge von Geschäftsführer Michael Scharold und Sportchef Günther Gorenzel laufen im Sommer 2019 aus - und wer schon einmal mit Fußball etwas zu tun hatte, weiß, dass beide KGaA-Angestellte Planungssicherheit brauchen. Insbesondere Gorenzel konnte in den letzten Monaten viele Pluspunkte an der Grünwalder Straße sammeln. Zusammen mit Bierofka hat der Österreicher eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt, die sich in die Herzen der Fans spielt. Außerdem hält Einser-Schüler Gorenzel Bierofka den Rücken frei, wenn der Trainer von Montag bis Mittwoch in Hennef seinen Trainer-Lehrgang absolviert.

Die “AZ” will laut dem Bericht auch erfahren haben, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Yahya Ismaik die für Freitag geplante Aufsichtsratsitzung wieder abgesagt haben soll. Richtig ist, dass Robert Reisinger und Karl-Christian Bay den 21. September für das Treffen vorgeschlagen haben. Die Ismaik-Seite willigte ein und schlug aufgrund der Vielzahl der Themen als Uhrzeit 14 Uhr vor. Dieses Vorgehen soll nach dieblaue24-Informationen dem Präsidenten nicht gefallen haben. Anstatt den Termin danach ab- oder zuzusagen, soll Reisinger diverse Emails an die Seite des Hauptgesellschafters geschrieben haben, die nichts mit dem Termin zu tun hatten. Daraufhin bat Ismaik die e.V.-Seite die Sitzung gegenseitig abzustimmen - und schlug der Vereinsseite vor, Terminvorschläge für Oktober (mit Angabe von Tag und Uhrzeit) zu machen.

Schluss mit diesem Kindergarten! Löwen, rauft Euch endlich zusammen!