VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Wohin will der deutsche Fußball? Nach dem kläglichen WM-Aus ist der DFB in der Fifa-Weltrangliste auf Platz 15 abgestürzt. Viele schlagen Alarm. Auch Ralf Rangnick macht sich große Sorgen. Er fordert die Abschaffung der 50+1-Regel. “Jeder Verein sollte selbst entscheiden können, wie er sich finanziell aufstellt”, sagte der Trainer von Red Bull Leipzig der “Süddeutschen Zeitung”: “Die grundsätzliche Frage ist: Was wollen wir? Weiter unsere Tradition pflegen? Dann werden wir als Liga irgendwann dort landen, wo der eine oder andere Traditionsclub leider schon gelandet ist: auf dem Friedhof der Erinnerung.” Es gibt viele Beispiele, die von der großen Fußball-Landkarte verschwunden sind: Alemannia Aachen, Rot-Weiß Essen, Kickers Offenbach, Waldhof Mannheim. Dass der TSV 1860 nach dem Zwangsabstieg 2017 in die Regionalliga Bayern sofort wieder aufgestiegen ist, ist vor allem Daniel Bierofka zuzuschreiben.

Was ist 50+1 eigentlich? Die nur in der Fußball-Bundesliga geltende Regelung besagt, dass ein Stammverein in den ausgegliederten Kapitalgesellschaften der Proficlubs die Stimmen-Mehrheit behalten muss. 1860 hat im Jahr 2011 bereits 60 Prozent an den jordanischen Geschäftsmann Hasan Ismaik verkauft. Bereits zweimal zog Präsident Robert Reisinger die 50+1-Regel bei der Bestellung der Geschäftsführer Markus Fauser und Michael Scharold. Ein Rezept, wie der TSV 1860 aus den roten Zahlen raus will, hat auch Scharold bis heute nicht gefunden. Nach dieser Drittliga-Saison droht wieder ein deutliches Millionen-Minus. Um eine ordentliche Drittliga-Mannschaft finanzieren zu können, musste Ismaik wieder einspringen: Er gab in Form von Genußscheinen zwei Millionen Euro. Dadurch konnten Leistungsträger wie Quirin Moll oder Simon Lorenz verpflichtet werden.

Rangnick: “Wer mitmachen will im Konzert der Großen, darf nicht Lichtjahre von den Spielregeln des internationalen Marktes entfernt sein und nur seinen alten Werten treu bleiben. Denn dann darfst du dich nicht darüber beklagen, wenn die Stars gehen. Ausbildung allein wird als Qualitätsmerkmal der Bundesliga nicht ausreichen.”