VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Dass der TSV 1860 nicht mit Geld umgehen kann, das zieht sich seit Jahrzehnten durch die bewegte Vereinsgeschichte: Lizenzentzug 1982, Anteilsverkauf der Allianz Arena für mickrige 11,3 Millionen Euro und die Fast-Pleite 2011, als sich nur Hasan Ismaik anbot, um die Löwen zu retten. Dafür bekam er 60 Prozent an der Fußball-Firma…

Jetzt hat die Misswirtschaft an der Grünwalder Straße einen neuen negativen Höhepunkt erreicht. Der Abschlussbericht im Bundesanzeiger sagt, dass die Löwen in der Abstiegssaison 2016/2017 einen Jahresfehlbetrag von 21,9 Millionen Euro schreiben. Resultierend aus vielen Fehlentscheidungen, u.a. wurde der brasilianische Stürmer-Import Ribamar bzw. Stefan Aigner für jeweils drei Millionen Euro Ablöse verpflichtet. Die Gehälter stiegen in dieser einen Saion von 11,6 auf 18,2 Millionen Euro. Ismaik gewährte in dieser Zeit Darlehen in Höhe von 12 Millionen Euro.

Viele Fans stellen sich die Frage: Wie konnte das passieren? Hat die Kontrolle beim TSV 1860 völlig versagt? Als Geschäftsführer zeichnen Raed Gerges, Thomas Eichin und Anthony Power verantwortlich. Im Aufsichtsrat der KGaA saßen auf Vereinsseite neben Ex-Präsident Peter Cassalette auch Verwaltungsratsboss Dr. Markus Drees und Karl-Christian Bay. Aber auch der Verwaltungsrat mit dem heutigen Präsidenten hatte Einfluss - wie Cassalette am Donnerstag dieblaue24 bestätigte: “Das Präsidum mit Hans Sitzberger, Heinz Schmidt und mir hat alle Entscheidungen immer einstimmig beschlossen, die dann auch im Verwaltungsrat mehrheitlich beschlossen wurden. Ohne den Verwaltungsrat hätten wir keine Entscheidung finalisieren können, auch Robert Reisinger war nie dagegen. Seine Aussage war immer: ‘Solange der Ismaik zahlt, ist es mir egal.’ Ich bin jetzt der Böse und die anderen die Heiligen - so funktioniert das bei 1860. Das ärgert mich schon. Ich habe als einziger die Konsequenzen gezogen, weil wir mit unserem Weg gescheitert sind.”

Trotz der Kursänderung durch Präsident Reisinger wird die finanzielle Zukunft der Löwen nicht rosig. Wie dieblaue24 bereits berichtete, schrieb der TSV 1860 auch in der abgelaufenen Regionalliga-Saison ein dickes Minus - der Jahresfehlbetrag liegt bei 1,6 Millionen Euro. Für das Jahr 2018/2019 wird sogar mit einem Minus von 2,2 Millionen Euro kalkuliert. Wie kommt der Löwe aus diesem Teufelskreis raus?