VON PETAR RADENKOVIC

Liebe Löwen-Fans,

ich habe mich bewusst in den letzten Monaten zurückgehalten. Nicht nur, weil ich mittlerweile fest in Belgrad wohne, sondern auch, weil ich die Entwicklungen des TSV 1860 nach dem Investoren-Einstieg im Mai erst einmal auf mich wirken lassen wollte. Und wenn ich auf die nackten Zahlen schaue, ist mir nicht unbedingt nach Luftsprüngen zumute. Ich bin kein Miesmacher, aber wir sind Sechster mit 15 Punkten aus neun Spielen. Natürlich war das Auftaktprogramm nicht leicht, doch der Anspruch des TSV 1860 ist es, möglichst schnell wieder Bundesliga zu spielen. Allein schon unser Name verpflichtet dazu.
Vor allem aber habe ich die Rolle von Hasan Ismaik anders interpretiert: Da steigt ein junger Mann mit offenbar sehr viel Geld bei 1860 ein, tilgt mal schnell 18 Millionen Euro Schulden und zieht sich dann wieder zurück. Ich verstehe seine Logik nicht: Der gute Mann kann doch in der Zweiten Liga gar kein Geld verdienen. In seinem Sinne müsste es doch auch sein, dass der Verein so schnell wie möglich aufsteigt. Man kann doch nicht langfristig den Aufstieg planen. Imgrunde hat Ismaik den Verein nur vor der Insolvenz gerettet - und ist dann wieder abgetaucht. Was bringt ihm das - oder vor allem 1860?
Natürlich ist es schön, dass er mit seinen Kontakten Aston Martin als Hauptsponsor vermittelt hat, aber viel wichtiger wäre gewesen, wenn er nochmal 15 Millionen Euro für Personal zur Verfügung gestellt hätte. Noble Autos bringen uns jetzt nicht unbedingt schneller ans Ziel. Ich frage mich also ehrlich: Was hat Ismaik mit 1860 wirklich vor? Unsere vielen Anhänger stehen doch auch vor einem Rätsel, wissen gar nicht, was dieser Mann überhaupt will. Mich erinnert das ein wenig an Schalke: Die hatten mit Gazprom den besten Sponsor der Liga - aber passiert ist dort nix.
Am Samstag fliege ich nach München, und wenn alles gut geht, dann will ich mir nach Monaten auch mal wieder meine Löwen in der Allianz Arena anschauen: Ich bin gespannt, was mich erwartet…

Euer Radi