VON OLIVER GRISS

Daniel Bierofka hat mit seiner Retter-Tour beim TSV 1860 eine deutliche Duftmarke gesetzt. Drei Spiele, drei Siege und immer einen klaren Matchplan im Kopf - besser geht`s nicht. Oliver Kreuzer wird nach seiner halbjährigen Einarbeitungszeit bei den Blauen nun genau wissen, welcher Trainertyp an der Grünwalder Straße funktioniert. Das Modell des hocherfahrenen Feuerwehrmanns (Friedhelm Funkel, Benno Möhlmann) ist bei allen Vorzügen heutzutage offenbar nicht mehr so gefragt. Zumindest nicht bei Sechzig. Der TSV, der Klub der niemals schläft, braucht jetzt einen willigen, zielstrebigen und temperamentvollen Arbeiter an der Linie - einen Bierofka-Klon. Nicht der Name oder frühere Erfolge eines Kandidaten garantieren, sondern der absolute Ehrgeiz aus der verstaubten Fußballmarke 1860 wieder einen Premiumprodukt zu machen.

Der Trainermarkt gibt derzeit leider nicht viel her. Der Würzburger Erfolgscoach Bernd Hollerbach wäre beispielsweise der Typ Trainer, der exakt zu den Löwen passen würde. Doch der ehemalige Bundesliga-Profi des HSV, der seinerzeit bei Felix Magath in die Lehre ging, ist mit den Kickers so verwurzelt, dass er nicht verfügbar ist. Angeblich soll er mit seiner familienbetriebenen Metzgerei sogar die Wurstbuden im Kickers-Stadion beliefern.

Und so hat Kreuzer zwei Trainer im engsten Kandidatenkreis, die in der Branche beide einen guten Namen haben: Mirko Slomka und Franco Foda. Beginnen wir bei Herrn Slomka: Smart, intelligent und auch gerne von den Reichen (Jürgen Maschmeyer,AWD) und Schönen (Veronica Ferres) des Landes umgeben. Auch Slomkas bisherige Vita ist beachtlich. Aber passt so einer überhaupt in den Zirkus 1860? Slomkas Kontrahent Franco Foda erfüllt dagegen viele Kriterien, die einem Löwen-Trainer helfen: Starker Charakter, extrem ehrgeizig und schlau. Auch versteht Foda das Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche. Kein Nachteil ist mit Sicherheit auch, dass Foda mit Sturm Graz bereit einen turbulenten Traditionsklub trainiert, bei dem auch die Fans - wie bei 1860 - eine exponierte Rolle einnehmen. Große Umgewöhnungszeit von Graz zu Giesing würde es also für Foda nicht geben.

Sie wundern sich, warum ich über Foda so gut informiert bin? Ganz einfach: Im Jahr 2011, als Foda gemeinsam mit Oliver Kreuzer vor den großen Klubs Red Bull, Austria Wien und Rapid Wien überraschend österreichischer Meister wurde, war ich desöfteren wegen meines Freundes Imre Szabics, seinerzeit der Torjäger im Team der Steirer, Gast bei Sturm-Spielen oder Trainingseinheiten. Die Mannschaft zeichnete eine deutliche Handschrift. Genau das benötigt auch 1860, um wieder stabil zu werden.

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