VON OLIVER GRISS

Man kann nicht behaupten, dass die Löwen in den letzten Jahren sorgsam mit ihren Übungsleitern umgegangen wären: Seit dem Bundesliga-Abstieg 2004 verbrannten die TSV-Fußballer rekordverdächtige 14 (!) Trainer. Weder das Modell “Jugend” (Fröhling, Kurz, von Ahlen, Schmidt), noch erfahrene Rekordtrainer wie Friedhelm Funkel oder Benno Möhlmann funktionierten in Giesing. Da fragt man sich schon: Liegt’s vielleicht doch an der teilweise konfusen Zusammenstellung des Kaders?

Jetzt darf sich für mindestens vier Spiele Daniel Bierofka zeigen. Der 37-Jährige ist wieder ein absoluter Trainer-Novize. Der Ex-Nationalspieler hat zwar nur die dritthöchste Trainer-Lizenz (DFB-Elite-Jugend), doch der gebürtige Münchner mit den leuchtblauen Augen hat seinen Vorgängern trotzdem etwas voraus: Absolute Identifkation mit dem TSV 1860, die schon zu seiner aktiven Profikarriere bis zur Selbstaufgabe ging. Bierofka ist der Typus eines Ex-Löwen, die für den Verein einstehen. Nicht sich selbst im Mittelpunkt sehend, sondern immer den Löwen. Das macht ihn so sympathisch und wertvoll.

Dabei begann sein Löwen-Leben mit einer Panne: Als Bierofka am 6. Juli 2000 unter Werner Lorant sein Profi-Debüt gegen eine Pongauer Auswahl (6:1) feierte, spielte der einstige Flügelflitzer mit einem Druckfehler auf dem Rücken: “Birofka”. Bereits zwei Jahre später sorgte Bierofka mit seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen inklusive der Ablösesumme von 4,4 Millionen Euro für den Rekordtransfer des TSV 1860. Damals rettete die weiß-blaue Identifikationsfigur die Lizenz. Jetzt kann er als Trainer die Löwen vor dem Absturz in die Drittklassigkeit retten. Eine Aufgabe, der sich Bierofka bewusst ist - sind sich das aber auch die Spieler? Wenn Euch womöglich der Verein egal ist, dann kämpft wengistens für Biero! Er hat es verdient!