VON OLIVER GRISS

Am Sonntag wählt der TSV 1860 im Münchner Zenith seinen Präsidenten: Der 62-jährige Peter Cassalette will - vorausgesetzt er bekommt von den Mitgliedern die einfache Mehrheit - danach schnell auf Investor Hasan Ismaik zugehen und mit ihm erste Zukunftsgespräche über weitere Münchens großer Liebe führen.

Allerdings: Nachdem vor ihm mit Dieter Schneider, Hep Monatzeder, Gerhard Mayrhofer und Sigi Schneider bereits vier Präsidenten mehr oder weniger scheiterten, Ismaik zu einem größeren Investment in die Mannschaft zu überzeugen, sollte Cassalette gewarnt sein: Sein erster Schuss muss sofort sitzen. Er sollte gut vorbereitet sein, bevor er in den Flieger nach Abu Dhabi steigt, um Ismaik zu treffen. Der Jordanier schätzt Visionäre und Workaholics, weniger mag der Baumogul inhaltslose Phantasten.

Gut für Cassalette: Mit Ulrich Bez, dem ehemaligen Geschäftsführer von Aston Martin und inzwischen rechte Hand für Ismaik bei 1860, hat er einen kompetenten Ratgeber. Diesen kleinen Vorteil hatten Cassalettes Vorgänger nicht. Bez war auch die treibende Kraft bei der Installierung von Benno Möhlmann und Oliver Kreuzer.

Doch auch Ismaik, der in den Verein mittlerweile 50 (!) Millionen Euro gesteckt und bislang NULL dafür gesehen hat, muss sich entscheiden, ob er weiterhin zu den Löwen bedingungslos steht oder doch - falls es einen Käufer gibt - über den Verkauf seiner Anteile nachdenkt. Die Marke 1860 hat es jedenfalls verdient, dass endlich Klarheit und Fakten geschaffen werden. Nichts ist schlimmer für die Fanlandschaft als die aktuelle Situation: Ismaik hat viele Zugeständnisse bekommen, u.a. ist sein Cousin Noor Basha seit ein paar Wochen Geschäftsführer, um noch mehr Einblick in die Geschäfte zu haben. Auch deswegen muss Ismaik JETZT Farbe bekennen. 1860 braucht im Winter finanzielle Hilfe, damit ein sportliches Überleben der derzeit abstiegsgefährdeten Zweitliga-Elf gesichert wird. Jetzt kann der Klub noch reagieren. Wird aber in der Winterpause wieder nur “gebastelt”, braucht man sich nicht wundern, wenn am Ende der sportliche Abstieg in die Dritte Liga steht und die Aktie wertlos wird…
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