VON OLIVER GRISS

Am Dienstag hatte es der TSV 1860 mal wieder ins Nachrichten-Magazin “Spiegel” geschafft - allerdings aus einem bedauernswerten Anlass. Das Thema: “Bundesliga-Traditionsklubs: Der Totalabsturz”. Das Blatt schreibt: “Zehn Heimspiele hat der einst ruhmreiche TSV 1860 München in dieser Zweitligasaison bislang absolviert, eine einzige Partie davon hat er gewonnen. Dagegen stehen sechs Heimpleiten - mit dem bisherigen Tiefpunkt am Montagabend, dem 1:2 gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim. Wer solche Ergebnisse vorweist, landet da, wo die Münchner Löwen jetzt stehen: in der Abstiegszone. Vorläufiger Endpunkt eines Niedergangs, eines Weges gepflastert mit Eitelkeiten, Selbstüberschätzungen, Misswirtschaft und personellen Fehlgriffen. Was man im Fußball falsch machen kann, ist bei 1860 zuverlässig angepackt worden.”

Tatsächlich ist es so, dass der TSV 1860 seit über einem Jahrzehnt meist die falschen Entscheidungen trifft. Insbesondere bei der Wahl seines Übungsleiters. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass dieser Verein bewusst kantigen und manchmal unangenehmen Erfolgstypen aus dem Weg geht. Erst verzockte sich Sportchef Gerhard Poschner im Sommer mit der Verpflichtung des Heißblut-Holländers Ricardo Moniz, den er kurze Zeit später wieder entnervt entlassen musste - und dann beging Poschner den folgenschweren Fehler, den man bei 1860 nach den Erfahrungen der Vergangenheit eigentlich nie wieder machen wollte: Er gab mit Markus von Ahlen einem völlig unerfahrenen Trainer das Vertrauen, der einerseits bei Arminia Bielefeld als Vorletzter in der Dritten Liga entlassen wurde, und andererseits nur Erfahrung als Co-Trainer vom SV Kapfenberg und 1860 gesammelt hat. Die Quittung für die von Ahlen-Beförderung an der Grünwalder Straße: Acht Pleiten in 13 Spielen, 0,84 Punkte pro Spiel - damit ist der durchaus sympathische Westfale der schlechteste Löwen-Trainer seit dem Abstieg 2004. Von Ahlens Arbeitsnachweis ist der eines Absteigers. MvA, einst A-Lösung, ist mit seinem Trainerstab bei 1860 grandios gescheitert. Es ist genau das eingetroffen, was viele Experten im Herbst befürchtet haben: Die Löwen sind eine Nummer zu groß für von Ahlen. Mindestens.

Für diejenigen, die 1860 vielleicht nicht verstehen: Die Löwen brauchen keine B(illig)-Lösung, sondern einen scharfen, aufmerksamen Trainer, der mit allen Wassern gewaschen ist  - und zudem über eine große Ausstrahlung verfügt. Er muss ein Vorbild sein, zu dem jeder Profi von der Nummer 1 bis zur Nummer 26 aufschaut. Und ganz wichtig in der Medienstadt München: Er muss die Klaviatur im Umgang mit der Öffentlichkeit verstehen. Wenn 1860 diesen Mann jetzt auf dem Zettel hat, muss SOFORT zugeschlagen werden. Ansonsten geht es mit von Ahlen in die Dritte Liga…

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