VON OLIVER GRISS

Es war ein Abgang, wie er ihn eigentlich nicht verdient hat:  Still und leise verabschiedete sich Torwart-Ikone Gabor Kiraly am Dienstagnachmittag nach fünf starken Jahren beim TSV 1860 von der Grünwalder Straße, um mit 38 in ein neues England-Abenteuer in Fulham aufzubrechen: Keine Abrechnung (schließlich war er wegen der vielzitierten Zopf-Affäre aus dem Tor geflogen) - dafür viel Lob für seinen Arbeitgeber (“Ich komme als Löwen-Fan zurück”). Das ist Kiraly. Ein echter Sportsmann, ein Gentleman, ein Muster-Profi. Ein Vorbild.

Kaum einer hat sich in den letzten drei Jahrzehnten beim TSV 1860 mehr mit seiner Aufgabe identifiziert als Kiraly. Selbst im hohen Alter hat der Ungar noch auf Bundesliga-Niveau gespielt - und das können nur ganz wenige von sich behaupten. Zurecht wurde er dreimal hintereinander von den Fans zum Löwen-Profi des Jahres gewählt. Im Fußball sollte man vorsichtig mit dem Begriff “Star” umgehen, aber Kiraly, dessen Markenzeichen bei Sechzig die graue Jogginghose war,  ist zweifelsfrei einer. Gabor ist ein Torwart-Gott, einer, der die Bundesliga geprägt hat. Dem Verein sollte bewusst sein, dass mit dem immer freundlichen und fan-nahen Kiraly nun die letzte Identifikationsfigur von Bord ist. Solche Spielertypen sind wichtig für die Basis, schaffen sie doch Verbundenheit und Leidenschaft. 1860 muss jetzt noch mehr übers Kollektiv kommen.

Dass dem TSV 1860 die Anfrage aus London nicht ungelegen kam, liegt auf der Hand: Für einen 38-jährigen Torwart-Opa (Gabor, verzeih mir!) eine Ablösesumme zwischen 300.000 und 400.000 Euro zu kassieren, ist eher eine Seltenheit im Profisport. Zudem spart sich der Klub rund 350.000 Euro Gehalt. Da darf man als Verein in Zeiten wie diesen eigentlich nicht Nein sagen.

Servus, Gabor - und: Danke für Alles!

PS: Vielleicht sollten wir am Sonntag gegen Darmstadt alle mit einer grauen Jogginghose in die Allianz Arena kommen - als Dankeschön an Gabor!

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