VON OLIVER GRISS

Eines muss man Friedhelm Funkel lassen: In seiner schwersten Stunde zeigte er Größe beim TSV 1860. Nein, es war kein Fehler bei den Löwen zu unterschreiben, sagte er am Mittwoch. Aachen, sein vorletzter Klub, dagegen schon. So spricht ein echter Gentleman.

Dass sich die Dinge so entwickelt haben, war aus seiner Sicht nicht vorhersehbar. Damals, als er im Sommer 2013 bei 1860 zusagte, ging er davon aus, dass die Mannschaft Aufstiegspotential hat. Je länger Funkel an der Grünwalder Straße jedoch tätig war, desto klarer wurde für ihm: Das anvisierte Ziel Bundesliga ist mit dieser schlecht zusammen gestellten Truppe einfach unmöglich: Zuviele Mitläufer, zu wenig Leistungsträger.

Nachdem Funkel vor Wochen dann feststellte, dass seine Vorstellungen für die neue Saison mit denen des Vereins nicht deckungsgleich sind, war für den Bundesliga-Methusalem klar: Die Zukunft von 1860 läuft ohne ihn. Deswegen war es mehr als logisch, dass Funkel von sich aus das Handtuch warf, bevor ihm die Löwen mitteilen, dass es für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr reicht.

Und dies ist in erster Linie dem schlechten Abschneiden in der Rückrunde geschuldet: Von 11 Spielen gewann Friedhelm Funkel, einst fünffacher Bundesliga-Aufsteiger, gerade mal zwei Pflichtspiele. Eine Quote wie ein Absteiger (Platz 14 in der Rückrundentabelle). Natürlich konnte man in den letzten Wochen eine gewisse Leistungssteigerung und Verbesserung der Spielanlage feststellen - doch gereicht hat es für höhere Ziele auch nicht.

Dennoch hat Funkel - wie es zuletzt nur Werner Lorant geschafft hat - positive Spuren  an der Grünwalder Straße hinterlassen: Neben der tollen Winter-Verpflichtung von Yuya Osako hat er professionelle Maßstäbe vorgegeben, an die sich seine Nachfolger nun orientieren müssen. Neben seiner überragenden, charismatischen Menschlichkeit und Professionalität im Umgang mit den Medien, zeichnete er sich durch fundierte Fachkenntnisse im deutschen Profifußball aus. Leider haben ihm bei 1860 aber die Ergebnisse gefehlt - und so war der Verein gezwungen, einen radikalen Neuanfang zu starten, um eine Aufbruchstimmung nicht zu gefährden.

Danke, Friedhelm!

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