VON OLIVER GRISS

Die Zeit läuft. Keine Frage. In rund drei Monaten startet der TSV 1860 in seine Sommer-Vorbereitung - doch weder ein neuer Sportdirektor ist in Sicht, noch die Trainer-Frage ist geklärt. Dabei wollte man künftig alles besser machen und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Jeder Tag, der verstreicht, ist leider ein verlorener Tag in der Zukunftsplanung des Giesinger Arbeitervereins.

Und solange nicht der neue Sport-Geschäftsführer an der Grünwalder Straße installiert ist, werden auch die Gespräche mit Friedhelm Funkel ruhen. Wer verlängert schon mit einem Trainer, wenn dessen Vorgesetzter noch gar nicht feststeht. Dennoch spricht einiges für Funkel: Er ist seit der Erfolgsgeschichte von Werner Lorant der erste Löwen-Trainer, der sein Handwerk beim TSV 1860 versteht und kein Lehrbua oder keine Billiglösung ist.

Und doch wird die Personalie Funkel für die Löwen-Bosse am Ende schwierig zu bewerten sein:  Einerseits fehlen dem Bundesliga-Urgestein die Resultate (nur ein Sieg in acht Rückrunden-Spielen), die eine Verlängerung rechtfertigen würden; andererseits hat Funkel durchaus gezeigt, dass er trotz seiner 60 Jahren immer noch lernfähig ist (neues Pressing, bessere Offensivausrichtung, Mitfiebern an der Seitenlinie) - und vor allem auch - anders als seine Vorgänger, das richtige Näschen für Transfers hat. Mit Yuya Osako hat er den Liga-Überflieger des Frühjahrs 2014 verpflichtet: Sechs Spiele, vier Tore, eine Vorlage. Eine beachtliche Quote für einen Newcomer. Auch Markus Steinhöfer verleiht 1860 neue Impulse, seit dieser den agilen Rechtsverteidiger gibt - und auch der dritte Winter-Neuzugang Andreas Ludwig ist ein ausbaufähiges Talent. Dass der Erfolg in Giesing nicht sofort eintritt, hat auch mit der schlechten Kaderplanung im vergangenen Sommer zu tun.

Und Funkel hat noch weitere Argumente für sich: Neben der richtigen Personalwahl im Winter hat der Rheinländer, der einen sportlichen Fortschritt in der Mannschaft für sich proklamiert, mit seiner unaufgeregten Art bei den Löwen dafür gesorgt, dass die Öffentlichkeitsarbeit des Klubs wesentlich besser funktioniert als bei seinen Vorgängern. Auch dadurch ist Ruhe im Verein eingekehrt.  Ob Funkel, der zuletzt erneut Kontinuität bei 1860 predigte, in den Vertragsgesprächen mit einer Reihe von Verbesserungen beim neuen Sportchef punkten kann? Auflösung demnächst.

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