VON OLIVER GRISS

Es ist aller Ehren wert, dass sich Hauptsponsor die Bayerische seit einem Jahr beim TSV 1860 stark engagiert und dem Verein eine zu verzinsende Brückenfinanzierung in Höhe von zwei Millionen Euro “stiftet”, damit die Insolvenz abgewendet werden konnte - doch das sollte nicht die Legitimation dafür sein, dass der Versicherer plötzlich im Namen der Löwen spricht und sich wichtiger als der TSV selbst fühlt.

Die “Retter”-PK fand nicht an der Grünwalder Straße, sondern kurioserweise in der Firmenzentrale der Versicherung in München-Neuperlach statt. Wer die Präsentation am Mittwochnachmittag auf dem Facebook-Kanal der Blauen verfolgen konnte, beschlich das Gefühl, dass Bayerische-Vorstand Martin Gräfer eigentlich der Boss der Löwen ist - und nicht Geschäftsführer Markus Fauser. Zweifelsohne wusste sich Wortakrobat Gräfer bei seinem “Heimspiel” sehr gut zu verkaufen (das Präsidium fehlte), doch die Vereinspolitik sollte man denjenigen überlassen, die dafür bezahlt werden bzw. noch im Amt sind - und nicht Unternehmen aus dem Sponsorenpool. Es kann nicht sein, dass Gräfer verkündet, dass “1860 bis Ende des Jahres einen neuen Geschäftsführer hat.” Gräfer ist nicht wie Hasan Ismaik Miteigentümer, sondern “nur” Sponsor. Es wäre die Aufgabe der Gesellschafter gewesen, dies zu verkünden.

Der TSV 1860 muss möglichst schnell wieder die Kontrolle über sich selbst übernehmen. Nur so gewinnt man wieder Vertrauen beim angeschlagenen Anhang.

Natürlich, Sponsoren wie die Bayerische sollte man hegen, pflegen und auch emotional einbinden - doch alles bis zu einer gewissen Grenze. Bekanntlich verderben viele Köche den Brei.