VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Die großen eigenständigen Aktionen beim TSV 1860 fehlen noch, um sein fast unerschöpfliches Fan-Potential für die noch vier ausstehenden Endspiele in der Zweiten Liga zu wecken. Auf der Klub-Webseite beschäftigt sich einzig ein XXL-Banner mit dem nächsten Heimspiel - garniert ist der Hinweis mit dem Spruch “Gemeinsam gegen Braunschweig”. Dies wird in dieser Saison aber nicht ausreichen, um die leidgeprüften Anhänger zu wecken. Es braucht mehr, um die Fans ein letztes Mal zu motivieren und mobilisieren. Nicht nur die Spieler müssen an ihre Schmerzgrenze gehen, sondern auch alle Mitarbeiter und Funktionäre. Auch die ARGE, der Dachverband der Fans, ist jetzt besonders gefragt. Immer wieder beruft man sich stolz auf 500 Fanclubs im Rücken - nur: Wo sind sie jetzt, wenn’s ihrem Klub besonders schlecht geht?

Das Motto für die nächsten Wochen heißt: Aufstehen, Löwen!

Weil sich 1860 seit drei Jahren im bitterbösen Abstiegskampf befindet, sind die Aktivitäten des Vereins natürlich schon lange kein Selbstläufer mehr. Das ständige Bibbern zehrt an den Kräften. Der Verein muss JETZT seine Fans mit ins Boot holen, schließlich geht es an der Grünwalder Straße um Arbeitsplätze. Um Existenzen. Und ganz nebenbei auch um die große Fußball-Liebe von Zehntausenden.

Die Frage aller Fragen: Ist dem TSV 1860 überhaupt bewusst, in welch prekärer Situation er sich eigentlich gerade befindet? Die Spielweise der Pereira-Elf ist zwar in den letzten Wochen ganz nett anzusehen, aber der Trend ist negativ (vier Spiele, zwei Punkte) - auch weil individuelle Fehler von Sebastian Boenisch oder taktische Fehlentscheidungen des Trainers einige wichtige Punkte gekostet haben. Vitor Pereira muss jetzt zeigen, dass er auch imstande ist, nicht nur große Klubs wie Porto oder Olympiakos Piräus zu trainieren, sondern es auch schafft, 1860 in ruhiges Fahrwasser zu führen. Scheitert der Portugiese, ist sein bislang ausgezeichneter Ruf runiert. Pereira muss jetzt seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen.

Automatisch werden bei den Löwen Erinnerungen ans Jahr 2004 wach, als man auch glaubte, zu gut für den Abstieg zu sein. Die Folgen sind bekannt: Die Giesinger stiegen aus der Bundesliga ab und haben sich davon bis heute nicht erholt. Wie der Supergau 13 Jahre später aussehen würde? Jeder Gedanke daran, ist ein Gedanke zu viel.