VON OLIVER GRISS

Als Peter Cassalette (62) Hasan Ismaik beim 2:0-Triumph über St. Pauli Ende November das erste Mal gegenüber stand, war der neue Ober-Löwe fasziniert von der Persönlichkeit des 1860-Investors: “Der ist ja gar nicht so wie immer gesagt wurde.”  Der 39-Jährige Milliardär war voller guter Laune: Er lachte, feixte und jubelte. Doch weil die Ergebnisse danach ausblieben und 1860 immer tiefer in die Krise stürzte, lernt der 62-Jährige nun Ismaiks anderes Gesicht kennen. Jenes Gesicht, dass dem TSV 1860 große, finanzielle Sorgen bereitet.

Wenn der Geldgeber aus Abu Dhabi bis zum Jahreswechsel seine Darlehen in Höhe von 3,5 Millionen Euro nicht in Genussscheine umwandelt, dann werden laut Verwaltungsrat-Boss Karl-Christian Bay 750.000 Euro Strafe für den TSV 1860 fällig. Stand Montagabend hatte Ismaik keine Anzeichen gemacht, diesen bilanziellen Zahlentrick anzuwenden, damit der Zweitliga-Verein seine Lizenz-Auflagen erfüllen kann. Kurios: Eigentlich schadet sich Ismaik nur selbst damit: Im Wiederholungsfall droht dem Zweitliga-Dino sogar ein Punktverlust.

1860 & Ismaik - wie lange zieht sich dieses Trauerspiel noch hin?

Bay zu “BILD”: “Ismaik muss investieren oder verkaufen. Eine andere Wahlmöglichkeit sehe ich nicht.” Neues Geld will Ismaik nicht mehr reinschießen - und verkaufen will er nicht, solange nicht ein für ihn akzeptables Angebot auf dem Tisch liegt. Zuletzt hat der Jordanier 38,3 Millionen Euro gefordert - obwohl auch ihm klar sein dürfte, dass seine 1860-Aktie aufgrund aller Gegebenheiten nicht mehr als fünf Millionen Euro wert ist.


Zwar ist die Finanzierung für dieses Spieljahr gesichert und auch das Leihgeschäft von Sascha Mölders ist nach dieblaue24-Informationen fix (1860 übernimmt das Gehalt des Ex-Augsburgers), doch spätestens im März braucht 1860 wieder “frisches Geld” in Höhe von rund fünf Millionen Euro - ansonsten droht Münchens großer Liebe im Sommer der Lizenzentzug und der bittere Gang zum Amtsgericht. In diesem Fall wäre wohl auch das preisgekrönte NLZ des TSV 1860 Geschichte, der Verein würde möglicherweise in der Regionalliga Bayern einen Neuanfang starten.

Es wäre nicht das erste Mal, dass 1860 die Lizenz verliert: Im Jahre 1982 mussten die seinerzeit mit acht Millionen Mark verschuldeteten Löwen als Zweitliga-Vierter den Gang in die damals drittklassige Bayernliga antreten.  Ob 1860 einen Zwangsabstieg erneut verkraften würde?

Rechnen Sie noch mit einer positiven Wende? Diskutieren Sie mit!