VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Nein, wenn man die Ergebnisse des Wochenendes betrachtet, dann war es keine Selbstverständlichkeit für die Löwen, in die zweite Pokalrunde einzuziehen. Frag einfach nach bei Augsburg, Mainz, Nürnberg, Stuttgart, Düsseldorf, Paderborn oder Sandhausen, die alle ausgeschieden sind, teilweise auf peinliche Art. Umso mehr sollte man beim TSV 1860 stolz sein, dass mit dem 2:1-Sieg in Kiel der Kelch an der Grünwalder Straße vorbei gegangen ist. Die blaue Notenparade:

Stefan Ortega (Note 3): Anfangs “König Schlotterknie” - und viel zu zögerlich im Rauslaufen vor dem 0:1. Danach wurde der Ex-Bielefelder bei seiner Pflichtspiel-Premiere immer sicherer im Löwen-Kasten. Die Freistoß-Parade in der 57. Minute machte seine Brust noch breiter. Ricardo Moniz wird keinen Grund gesehen haben, Ortega in Heidenheim wieder auf die Bank zu setzen. Wie wird Gabor Kiraly reagieren?

Moritz Volz (Note 4): Rutschte ein wenig überraschend in die Rolle des Rechtsverteidigers: Auffallen konnte er in den ersten 45 Minuten nicht - und so opferte ihn Trainer Moniz in der Halbzeit, um nach dem 0:1-Rückstand aktiver zu werden.

Christopher Schindler (Note 4): Feierte seine Premiere als Löwen-Kapitän - und war dabei gleich siegreich. Allerdings gibt es in seinem eigenen Spiel Korrekturbedarf: Zeitweise viel zu ungenau. Konnte die gute Form der Vorbereitung insgesamt nicht bestätigen.

Gary Kagelmacher (Note 4): Ein Typ, zweifelsohne.  Der Uru-Löwe gab beim Kieler Führungstreffer nicht die beste Figur ab, steigerte sich dann aber immer mehr. Seine Spieleröffnung ist für 1860 wichtig: Keine blinden Bälle nach vorne, alles mit Auge. Er wird mit weiterer Spielpraxis ein wichtiger Baustein im Löwen-System.

Marin Tomasov (Note 3): Man merkt ihm an, dass er kein Verteidiger ist: Schwaches Defensivverhalten, dafür sammelte er Pluspunkte in der Offensive - wie bei der Flanke zu Okoties Kopfballtor zum 1:1. Das war lebensnotwendig.

Ilie Sanchez (Note 3): In der ersten Hälfte komplett abgetaucht, nach dem Wechsel steigerte er sich - und gewann den ein oder anderen wichtigen Zweikampf. Kann ein Führungsspieler bei 1860 werden, wenn er sich ans Tempo in Deutschland gewöhnt.

Edu Bedia (Note 4): Spielt die falsche Position bei 1860: Der Edel-Techniker ist verschenkt als Abräumer. Somit sieht nicht nur er, sondern das gesamte Offensivspiel der Löwen schlecht aus.

Leonardo (Note 4): Qualitäten hat er, keine Frage. Doch dazu braucht er auch die körperliche Fitness - und die fehlt ihm. Nachdem sich der Ex-Salzburger in der ersten Hälfte eine Künstlerpause genommen hat, zeigte er nach dem Wechsel, dass mit ihm in den nächsten Spielen durchaus zu rechnen ist.

Markus Steinhöfer (Note 4): Nicht Fisch, nicht Fleisch. Spielte zunächst rechts vorne, nach dem Wechsel rechts hinten. Vielleicht braucht der Ex-Frankfurter einfach nur mal Kontinuität, um sicherer zu werden.

Rubin Okotie (Note 2): Der Pokal-Held ist der Mister Doppelpack! Nach seinen zwei Toren beim 2:3 in Lautern nun auch ein zweifacher Torschütze in Kiel. Besser kann’s für ihn persönlich nicht laufen. Nachdem der Österreicher in der ersten Hälfte nicht im Spiel war, übernahm er nach dem Pausentee Verantwortung, zeigte Eier: Erst das 1:1 per Kopf erzielt - und dann den an ihn verschuldeten Elfmeter eiskalt versenkt. Sechzig braucht mehr solche Typen.

Bobby Wood (Note 5): Das ewige Talent: Nach einem guten Spiel kommen mehrere schlechte. Kiel war das beste Beispiel. Muss viel konstanter in seinen Leistungen werden, will er seinen Stammplatz nicht verlieren.

Daylon Claasen (Note 3): Sein Wechsel in der 46. Minute brachte die Wende: Nicht immer schön anzusehen, dafür bissig ohne Ende. Damit steckte er die schläfrigen Löwen an. Chapeau!

Yannick Stark, Kai Bülow: Beide kamen zu spät für eine Bewertung.

Ricardo Moniz (Note 3): Der Holländer bleibt eine Wundertüte bei 1860, mit seiner Aufstellung (u.a. Nibelungentreue für Leonardo) überrascht er nicht nur die Experten, sondern vielleicht auch die Spieler selbst. Dennoch: Moniz’ taktischer Wechsel in der Pause (Claasen für Volz) brachte die Wende - und nicht zu übersehen: In der zweiten Hälfte trat der Löwe erstmals als Einheit auf. Das spricht für die Arbeit des Trainers.

Die Fans (Note 2): Mehr als 1000 Löwen-Fans hatten die Mannschaft nach Kiel begleitet - das ist keine Selbstverständlichkeit bei dieser Strecke. Am Ende wurden sie mit dem Weiterkommen in die zweite Pokalrunde belohnt.

1860 gewinnt 2:1 in Kiel: Wie hätten Sie die Löwen bewertet? Diskutieren Sie mit!