VON FLORIAN GRESS UND OLIVER GRISS

Sieben Mal die Fünf beim 0:3 in Bochum - nur Kiraly bringt Normalform 

Quo Vadis, 1860? Nach der bitteren 0:3-Pokalpleite in Bochum muss man sich in den heiligen Hallen der Löwen vor allem eines fragen: Hat diese Mannschaft in dieser Zusammenstellung überhaupt noch eine Zukunft?

Natürlich agierte die Mannschaft gegen den Liga-Rivalen nach der Roten Karte gegen Gui Vallori lange in Unterzahl, doch dennoch war nicht zu übersehen: Defizite in allen Bereichen. 
Löwen, wollt ihr nicht - oder könnt ihr nicht? Trainer Alexander Schmidt steht in der Winterpause vor einer großen Herausforderung. Die blaue Notenparade in der Übersicht: 

Gabor Kiraly (Note 3): An ihm lag’s nicht, dass der Löwe in Bochum unterging. Rettete seinen Arbeitgeber immer wieder vor einem noch höheren Rückstand, wenngleich viele Schüsse der Bochumer auch direkt in die Arme des Ungars gingen. 

Moritz Volz (Note 5): Defensiv ausbaufähig, offensiv nicht vorhanden. Der Ex-Paulianer war am Mittwochabend zwar nicht der schlechteste Abwehrspieler der Löwen, dennoch mit einer sehr unbeweglichen Partie. Nach Schmidts Spielphilosophie sollen die Außenverteidiger eigentlich viel mehr Druck nach vorne ausüben, doch dafür fehlt dem Hobbykoch die nötige Technik und auch Athletik.

Kai Bülow (Note 5): Unter Schmidt bisher noch eine Konstante, erwischte er in Bochum einen rabenschwarzen Tag. Am 0:1 durch ein verlorenes Kopfballduell maßgeblich beteiligt, beim zweiten Treffer verschuldete er kurz zuvor unnötig den Eckball.

Guillermo Vallori (Note 5): Der Spanier sorgte mit der Notbremse gegen Iashvili für den Fehlgriff des Tages, als er den seit Monaten völlig torungefährlichen Stürmer des VfL 40 Meter vor dem Tor als letzter Mann für eine Sekunde den Arm auf die Schulter legte. Der Georgier nahm dankend an und ging wie vom Blitz getroffen zu Boden. Harte, aber vertretbare Entscheidung des Schiedsrichtergespanns.

Arne Feick (Note 5): Zu Beginn der Partie noch relativ zweikampfstark, verlor auch er nach und nach ebenfalls die Kontrolle und fand keinen Zugriff mehr auf das Spiel. Spätestens nach dem Platzverweis war auch der Ex-Bielefelder offensiv nicht mehr zu sehen. Dennoch der beste Defensivakteur auf 1860-Seite.

Stefan Wannenwetsch (Note 4): Musste nach der Roten Karte für Vallori aus taktischen Gründen frühzeitig weichen. Sah zuvor schon die gelbe Karte, ansonsten unauffällig.

Daniel Bierofka (Note 4): Im Westen nichts Neues: Der Ur-Löwe nach ein paar stärkeren Auftritten diesmal leider wieder mit ungenügenden Passspiel. Kämpferisch immerhin ohne Vorwurf.

Moritz Stoppelkamp (Note 5): Zwar auch in Bochum wieder mit der einen oder anderen netten technischen Einlage und einem ordentlichen Laufpensum, doch unter dem Strich für sein Potential deutlich zu torungefährlich. 

Daniel Halfar (Note 4): Noch einer der willigsten Löwen am Mittwochabend. Der Linksaußen zeigte seine Fähigkeiten immer wieder einmal bei ein paar Einzelaktionen. Doch Kombinationsfluss mit seinen Nebenleuten konnte auch er nicht aufbauen. Auch Torgefahr strahlte er nicht aus.

Bobby Wood (Note 5): Versuchte mehrfach sich Bälle im Mittelfeld abzuholen, da das Spiel meist zu weit entfernt vom Bochumer Gehäuse ausgetragen wurde. Doch falls der US-Boy sich einmal einen Ball schnappte, dann verlor er ihn auch gleich wieder.

Benjamin Lauth (Note 4): Da seine Vier-Spiele-Sperre nicht für den Pokal gilt, konnte der Kapitän in Bochum wieder eingesetzt werden und hatte über 90 Minuten auch die einzigen beiden echten Torchancen für die Löwen, die er aber nicht nutzen konnte! Bezeichnend: Konnte sich Lauth einmal in Szene setzen, dann meist durch Einzelaktionen, da das Mittelfeld ihn nicht mit den nötigen Bällen fütterte. 

Christopher Schindler (Note 5): Wurde nach Valloris Platzverweis für Wannentwetsch schon frühzeitig eingewechselt. Noch nicht richtig warm geworden mit der Partie, kam er auch beim 0:1 die Millisekunde zu spät in den Zweikampf mit Dedic, sodass dieser frei auf Keeper Kiraly zulaufen konnte. Auch danach war der Innenverteidiger oft nur zweiter Sieger im Zweikampf.

Grzegorz Wojtkowiak (Note 4): Kam nach 55 Minuten für Volz und spielte einen Tick stärker als sein Vorgänger. Doch was sollte der Pole in der halben Stunde als Außenverteidiger eigentlich noch einmal bewirken?

Marin Tomasov (Note 4): Nach 69 Minuten für den enttäuschenden Wood eingewechselt. Anschließend kaum noch mit auffälligen Szenen.

Alexander Schmidt (Note 4): War nach Valloris Roter Karte stinksauer und ahnte wohl schon, dass es anschließend verdammt schwer werden würde. Mag sein, dass die Hauptursache für die Löwenkrise in der miserablen Einkaufspolitik des vergangenen Sommers liegt, doch dass trotz unumstritten der überdurchschnittlichen individuellen Klasse von Lauth, Stoppelkamp und Halfar so wenig Chancen herausspringen ist enttäuschend. Kurios: Schmidt tauscht immer wieder während der Partie einen seiner beiden Außenverteidiger aus, was im Profifußball sehr ungewöhnlich ist. Bitter, dass ausgerechnet im Pokal, in dem Niederlagen verboten sind, die erste Pleite nach fünf ungeschlagenen Spielen unter seiner Regie erfolgte.

Der Löwe fliegt im DFB-Pokal in Bochum raus: Wie hätten Sie Lauth und Co. bewertet? Diskutieren Sie mit!