VON ALEX AUGUSTIN

Einige Nörgler vermuten hinter der Entscheidung, Ur-Löwe Daniel Bierofka zu Vitor Pereiras Assistenztrainer zu machen, puren Populismus. Zur Besänftigung der modernisierungs-kritischen Löwen wirft Investor Hasan Ismaik ab und zu ein großes Stück Fleisch mit reichlich Stallgeruch in den Käfig, glauben manche. Vor einigen Tagen war es die Berufung Bernhard Winklers zum Teammanager, jetzt die Beförderung Daniel Bierofkas zum Assistenztrainer. Doch vor allem hinter letzterer Entscheidung steckt weitaus mehr als nur politisches Kalkül.

Aus sportlicher Sicht ist die überraschende Personalentscheidung absolut nachvollziehbar. Bierofka genießt nach seinen beiden kurzen Trainer-Intermezzi ein hohes Ansehen bei den Profis. Er wird deswegen auch – wie Winkler – als soziales Bindeglied zwischen Pereira mit seinem Trainerstab und der Mannschaft fungieren.

Doch Bierofkas Kitt-Funktion geht über die Grenzen des Profi-Teams hinaus. Weil er weiter als U21-Trainer arbeitet, wird vor allem eine Abteilung von seiner Doppelfunktion profitieren: Die Jugend. In den vergangenen Jahren war von der hohen Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung nicht mehr so viel zu spüren. Freilich, mit Felix Uduokhai hat es auch in diesem Jahr wieder ein Spieler geschafft, sich aus der U19 direkt in die Stammelf der Zweitligamannschaft zu spielen. Doch er ist der einzige, der das in den vergangenen eineinhalb Jahren geschafft hat. Auch dem derzeit verletzten Florian Neuhaus wird der Sprung zugetraut.

Bierofka soll dafür sorgen, dass wieder mehr Junge den direkten Sprung in den Profi-Kader gelingt. Die Umsetzung dieses Vorhabens ist ebenso logisch wie überfällig. Der Ur-Löwe soll dem Nachwuchs das gleiche Spielsystem, die gleiche Idee von Fußball einimpfen, wie es Pereira der ersten Mannschaft eintrichtert. Das soll die Übergänge für Jugendspieler fließender machen, die Integration von Talenten in die Profi-Mannschaft erleichtern.

Es gibt durchaus gute Beispiele dafür, dass ein gleiches Spielsystem über alle Jugendmannschaften hinweg für langfristigen Erfolg sorgen kann. Der FC Barcelona hat das bis vor ein paar Jahren eindrucksvoll bewiesen, mit vielen Spielern, die in La Masia ausgebildet worden sind, mehrmals die Champions League gewonnen. So weit ist man bei Sechzig noch lange nicht. Wer Hasan Ismaik kennt, weiß aber, dass nicht weniger sein Anspruch ist.

Alex Augustin ist Gast-Kommentator bei dieblaue24. Der 22-Jährige volontiert zurzeit bei der Passauer Neuen Presse. Der Niederbayer aus Viechtach ist Löwe seit frühester Kindheit, hat die Leidenschaft von seinem Vater geerbt.