VON ALEX AUGUSTIN

Deutschlandweit ist die Löwen-Fanszene für ihren Zusammenhalt bekannt. Egal in welcher Liga, egal wie schlecht es im Verein läuft - die Mannschaft auf dem Platz kann immer auf die bedingungslose Unterstützung von den Rängen zählen. Dieser Zusammenhalt hat dem Löwen und seinen Anhängern unvergessliche Momente beschert. So war das bis vergangene Saison. Heuer ist das grundlegend anders. In der Nordkurve der Allianz Arena herrscht nicht nur optisch, sondern vor allem akustisch oft enttäuschende Leere. Auf Dauer kann es so nicht weitergehen.

Die Frage ist: Wie lässt sich die festgefahrene Situation lösen? Arrivierte Ultras boykottieren die Heimspiele von Münchens großer Liebe, lassen aber nicht zu, dass die junge Gruppierung “Royal Blues” die eingeschlafene Stimmung wieder erweckt. Ein gelinde gesagt ziemlich kindisches Verhalten. Klar, die “Alten” wollen ihr Revier nicht einfach so den “Jungen” überlassen, zumal die “Münchner Löwen” sich ja nicht auf ewig aus der Kurve verabschiedet haben und auswärts für fantastische Stimmung sorgen. Eine gewisse Eitelkeit lässt sich hier schwer abstreiten.

Dass man mit der Ausrichtung des Vereins nicht einverstanden ist, Sechzig nicht länger in der Allianz Arena spielen sehen will, ist legitim. Meinungen dürfen, ja sollen sogar auch innerhalb eines Vereins auseinander gehen. Das war auch und gerade bei den Löwen schon immer so. Wenn sich wie momentan Gruppen innerhalb des Fanlagers schikanieren, geht das aber über die normale und angebrachte Meinungsvielfalt hinaus und schadet nur einem: dem Verein, um dessen Wohl es ja jedem geht, darin ist man sich wiederum einig.

Wer ein echter Löwe ist, unterstützt Sechzig auch, wenn er mit Personalentscheidungen oder vereinspolitischen Angelegenheiten nicht einverstanden ist - und positioniert sich deswegen nicht als einer “der einzig noch verbliebenen Fans”. Das ist nämlich purer Schwachsinn. Ein Fan ist ein Fan, egal welche Meinung er vertritt und vor allem wie oft er ins Stadion geht beziehungsweise wo er dort sitzt oder steht. Das sollten sich auch die Ultras zu Herzen nehmen - zum Wohle des Vereins. Denn die Kameradschaft, ja, die Kameradschaft, die macht bei Sechzig alles aus.

Alex Augustin ist Gast-Kommentator bei dieblaue24. Der 22-Jährige volontiert zurzeit bei der Passauer Neuen Presse. Während seines Bachelorstudiums in Passau hat er bereits journalistische Erfahrungen bei Hospitanzen und freien Mitarbeiten beim Bayerischen Rundfunk, der Süddeutschen Zeitung und dem Straubinger Tagblatt gesammelt. Der Niederbayer aus Viechtach ist Löwe seit frühester Kindheit.