VON OLIVER GRISS

Kirmaier-Prozess? Stadion-Sorgen? Ein launischer Investor? Satzungsmängel? Geschenkt, wenn man sieht wie unwichtig diese “Probleme” im Gegensatz zu den barbarischen Terror-Anschlägen von Freitagnacht in Paris sind. Deutschland trauert.

Trotz des Schock-Zustands wählt der TSV 1860 am Sonntag bei der Außerordentlichen Mitgliederversammlung seinen Präsidenten. Nicht allen gefällt der vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Peter Cassalette, der sich überraschend gegen MAN-Betriebsratchef Saki Stimoniaris durchsetzte, als designierter Ober-Löwe. Viele 1860-Mitglieder glauben, dass der ehemalige FTI-Geschäftsführer als Marionette eingesetzt wird und nicht stark genug ist, um den Verein wieder in die Erfolgsspur zu bringen.

Ein richtiges Programm hat Cassalette nicht, aber viel Herzblut und Ehrgeiz bringt der Langzeit-Löwe mit. Charmant und sympathisch ist der 62-jährige Münchner obendrein. Aber reicht das, um das schwierige Innenverhältnis mit Investor Hasan Ismaik zu meistern? Daran wird Cassalette gemessen.

Cassalette ist gewillt, seine Kritiker zu überzeugen. Er will nur eine faire Chance. Er will nicht mit Wahlkampfsprüchen auffallen, sondern mit Taten. Cassalette reicht im “Zenith” die einfache Mehrheit. Dass sich überhaupt einer dieses schwierige und gesundheitsgefährdende Ehrenamt antut (siehe u.a. Karl-Heinz Wildmoser, Karl Auer, Dieter Schneider, Gerhard Mayrhofer), ist angesichts des Chaos-Image des Klubs aller Ehren wert. Selbst Cassalettes Frau konnte ihren Peter von seinem “Lebenstraum” nicht abhalten. Bevor er Ja sagte, fragte ihn seine Frau: “Willst Du das Gesicht des Abstiegs sein?” Natürlich: Cassalette kann verlieren, aber auch sehr viel gewinnen.

Deswegen, lieber Löwe: Geh am Sonntag wählen! Damit möglichst viele der 18.500 Mitglieder über die 1860-Zukunft abstimmen.
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