VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Den Trainer gefeuert, der Sportchef wackelt - der TSV 1860 kommt auch in der neuen Saison nicht zur Ruhe. Der Grund: Der Verein befindet sich wieder im Abstiegskampf - und das obwohl Investor Hasan Ismaik dem Verein rund sechs Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat, um sich zu verstärken.

Eigentlich spricht Olaf Bodden nur noch selten mit der Presse - weil der Ex-Torjäger mit einer Immunkrankheit ans Bett gefesselt ist. Doch nach dem 1:1 gegen Lautern polterte der 48-Jährige nun gegenüber dem “Express”: Es wird einfach nicht besser. Haben Sie das Spiel gegen Lautern gesehen? Das war Altherrenfußball. In den 70er Jahren wurde schneller gespielt. Das war nicht mal 5. Liga.”

Dass der Verein seine Millionen immer wieder falsch anlegt, macht Bodden rasend: “Wir haben einen Riesen-Etat, aber es gibt kein Scoutingsystem, wir haben keine Struktur. Wer hat Runjaic gut gesehen? Er hat in Lautern eine Top-Mannschaft gehabt und wurde glaube ich Sechster. Da kannst du eine Putzfrau anstellen, die steigt mit der Mannschaft auf. Unsere Mannschaft ist viel zu langsam.” Das Potential bei 1860 sieht Bodden aber weiterhin: “Wir hätten, wenn wir um den Aufstieg mitspielen würden, jedes Heimspiel 50.000 Zuschauer. Das Schlimme ist, wir spielen seit vier Jahren nur noch gegen den Abstieg. Und trotzdem kommen immer noch manchmal 30.000 Leute. Das ist schon irre, Ismaik muss jemand einstellen, der den Verein führt. Du brauchst einen, der alles koordiniert. Gucken Sie sich unseren Verwaltungsrat an, was da für Leute drin sitzen.”

Der Einkaufspolitik, die der TSV 1860 seit dem Abschied von Karl-Heinz Wildmoser betreibt, stellt Bodden ein schlechten Zeugnis aus: “Mugosa - wie kann man den holen? Wie kann man als Eichin sagen: Wir brauchen 34 Leute im Kader? Auch bei Olic ist Ende im Gelände. Wir holen nur welche als Auffangbecken. Hoffenheim und Leipzig machen es richtig. Junge Spieler, Systemtrainer. Runjaic aber macht nur langen Hafer, da ist kein System erkennbar. Und: Die trainieren die Hälfte, was wir unter Lorant gemacht haben. Manchmal waren wir drei Stunden am Stück auf dem Platz. Werner ist ausgerastet, wenn eine Flanke nicht ankam. Das haben wir bis zum Erbrechen geübt.”