VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Sechs Jahre hat Richard Neudecker (19) für den TSV 1860 gespielt, bevor er im Sommer ablösefrei zum FC St. Pauli gewechselt ist. Auf dem Platz hat der Jugend-Nationalspieler (sechs Zweitliga-Einsätze) aber noch nicht für seinen neuen Klub gestanden. Eine Schambeinentzündung behindert Neudecker seit Monaten, deswegen wird der Mittelfeldspieler das heutige Duell gegen seinen Ex-Verein (20.15 Uhr, dieblaue24-Liveticker) nur von der Tribüne aus verfolgen können.

Dass dieses Aufeinandertreffen einen besonderen Stellenwert hat, will Neudecker im Stadion-Magazin der Hamburger erst gar nicht dementieren: “Klar ist es etwas Besonderes für mich. Am liebsten würde ich mir selber die Buffer anziehen und auf den Rasen laufen. Leider geht es noch nicht. Trotzdem freue ich mich darauf, die Jungs zu sehen. Es ist schon ein besonderes Feeling.” Herzschmerz empfindet er aber nicht dabei. “Viel eher finde ich es schade, dass ich den Jungs nicht zwei Buden einschenken kann”, sagt Neudecker schmunzelnd: “Ich fühle mich hier so wohl, da kommt keine Wehmut auf. Ich bin glücklich nun hier zu sein. Ich glaube, wenn du 1860 überstanden hast, dann kommen nicht mehr viele Überraschungen. Es ist für einen jungen Spieler sehr lehrreich, dort „groß“ zu werden. Trotzdem würde ich mir für viele Spieler doch ein ruhigeres Umfeld wünschen. Zum Beispiel hier bei St. Pauli ist es wahrscheinlich einfacher, weil es weniger Nebengeräusche als in München gibt.”

Gleichzeitig gab Neudecker auch erstmals zu, dass er von Kindesbeinen an eigentlich Bayern-Fan war. “Ehrlich gesagt habe ich ein Bayern-Trikot getragen”, antwortet der Ex-Löwe auf die Frage, welches Trikot er zuerst getragen hat und fügte hinzu: “Mein Vater war schon immer ein Roter und da habe ich dann nicht wirklich drüber nachgedacht. Was mein Papa macht, mache ich auch, war da die Devise.”

Dass der gebürtige Altöttinger 2010 dann zu den Blauen und nicht zu den Roten gewechselt war, begründet Neudecker mit der höheren Durchlässigkeit an der Grünwalder Straße: “Anfangs konnten wir uns das gar nicht vorstellen, aber dann haben wir uns mit 1860 unterhalten. Da meinte mein Vater, es wäre vielleicht auch klug zu den Löwen zu gehen, weil wir die Chancen, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen, bei 1860 als größer eingeschätzt haben.”