VON OLIVER GRISS

Aufsichtsrat-Boss Otto Steiner über seinen Rückzug - und warum der TSV 1860 bei Insolvenz in der 9. Liga hätte spielen müssen. Treffen kommende Woche mit Präsident Schneider

Derzeit macht Otto Steiner (48) mit seinen Kindern Urlaub in der Türkei. Nächste Woche ist der Geschäftsführer von Constantin Entertainment wieder zurück in München - und dann wird er auch seinen Posten als Aufsichtsrat des TSV 1860 nach sieben Monaten wieder räumen. “Ich werde den Weg frei machen”, sagte Steiner zu “dieblaue24.de”, “ich gehe dann wieder zurück in den Fan-Block.” Mit ihm geht u.a. auch Hep Monatzeder, der Dritte Bürgermeister der Stadt München. Das komplette Steiner-Interview:
dieblaue24.de: Investor Hasan Ismaik hat bei seinem 1860-Einstieg als Bedingung gesetzt, dass der Aufsichtsrat der KGaA schlanker gemacht werden muss: Für Sie ist kein Platz mehr vorgesehen. Traurig?
Otto Steiner: Nein. Ich werde den Weg frei machen. Wir sind alle bereit, unsere Posten zu räumen. Es geht jetzt nicht um Ämter, sondern um 1860. Ich gehe wieder zurück in den Fan-Block.
dieblaue24: Dieter Schneider sucht immer noch einen zweiten Vize-Präsidenten neben Franz Maget.
Schneider hat schon einen Mann im Auge - und Vize-Präsident kommt für mich auch nicht in Frage. Vielleicht bleibe ich ja noch dem Aufsichtsrat des e.V. erhalten. Wichtig ist, dass Dieter Schneider und Franz Maget in Zukunft im neuen Aufsichtsrat vertreten sind. Das hat Priorität. Anfang nächster Woche werde ich mich dazu auch mit dem Präsidium und Peter Lutz, dem Aufsichtsrat-Chef des e.V., treffen.
dieblaue24: Der Präsident im Aufsichtsrat - eine doch eher ungewöhnliche Konstellation.
Dieter Schneider hat sich hat sich als der starke Mann in der Sanierungsphase positioniert und ist von allen Fanlagern weitreichend anerkannt. Einen solchen Mann brauhen der TSV 1860 und seine Fans in meinen Augen auch. Schneider muss sich sein Team so bauen, dass es optimal zu ihm passt und sich in seinen Fähigkeiten ergänzt.
dieblaue24: Viele Fans sehen Schneider dennoch skeptisch. Zuletzt beim U19-Halbfinale gegen Kaiserslautern riefen die Fans in der Stehhalle im Grünwalder Stadion ihm lautstark nach: “…und du hast den Verein verkauft!”
Wir haben lange alle Alternativen geprüft - bis zuletzt auch die Bankenlösung. Die ist letztlich an der Sturheit eines Bankenchefs gescheitert. Am Ende hatten wir dann zwei Möglichkeiten: Ein Investor-Einstieg - oder 9. Liga. Und klar ist auch: Der Verein wäre automatisch insolvent gegangen. Es gab für uns eine gesetzliche Pflicht, die Insolvenz zu verhindern. Uns ist also gar nichts anderes übrig geblieben.
dieblaue24: Bislang weiß man nicht viel über Investor Ismaik…
Natürlich muss man sich das alles erst einmal anschauen, ich persönlich habe Ismaik nur einmal kennengelernt. Aber Tatsache ist, dass Ismaik neben seiner Lust auf Fußballl sich auch in anderen Bereichen einen Namen in Deutschland machen will. Ich finde, die Fans sollten Ismaik eine faire Chance geben: 1860 hat das erste Mal seit vielen Jahren keine Schulden mehr.