VON OLIVER GRISS

Wenn Peter Cassalette in der “tz” davon spricht, dass die 0:1-Pleite in Fürth dem TSV 1860 für das erste Heimspiel rund 15.000 Zuschauer kosten wird, hat der Präsident nicht ganz unrecht. Hätten die Löwen das Derby in Fürth gewonnen, wären rund 40.000 Besucher in die Allianz Arena gekommen - so werden`s am Sonntag gegen Arminia Bielefeld höchstwahrscheinlich “nur” 25.000 bis 28.000 Fans. Zwar ist das immer noch eine ansprechende Kulisse für einen Verein, der seit 12 Jahren in der Zweiten Liga rumgurkt, aber die durch die Rückholaktion von Stefan Aigner ausgelöste Euphorie ist erst mal gestoppt.

Die Mannschaft allerdings schon wieder zu verteufeln und als unfähig zu bezeichnen, ist definitiv der falsche Gedankengang. Der Löwen-Blues ist unangebracht. Die Trainingsarbeit unter Kosta Runjaic ist hochprofessionell und auch die Qualität des Kaders durch den Umbruch entscheidend besser, auch wenn in der Innenverteidigung tatsächlich noch ein überdurchschnittlicher Spieler fehlt.

Das Projekt “Neustart” ist nicht auf den ersten 1. Spieltag ausgelegt, sondern auf die Perspektive. Dass Kosta Runjaic deswegen um Geduld warb, ist allzu verständlich. Selbst Kulttrainer Werner Lorant, der in der Branche nicht unbedingt als Softie bekannt ist, predigte vor jedem Saisonstart gebetsmühlenartig: “Für uns beginnt die Saison erst am 5. Spieltag, dann könnt ihr mich kritisieren.” Lorants Spieler waren zum Liga-Start aufgrund der harten Vorbereitung meist müde, am Ende haben sie viele Mannschaften in Grund und Boden gelaufen…

Dennoch: Es gibt auch Kritikpunkte. 1. Aigner hat seine Stärken nicht in der Schaltzentrale, sondern auf der rechten Außenbahn. Dort avancierte er bei Eintracht Frankfurt zu den auffälligisten Rechtsaußen in der deutschen Eliteliga. Aigner braucht die Räume. 2. Ivica Olic, zweifelsohne einer der besten am Sonntag, ist zwar als Duracell-Profi bekannt, sollte aber aufgrund seines hohen Alters nicht zu weite Wege gehen müssen, um seine Gefährlichkeit beibehalten zu können. Er gehört ins Zentrum, dort ist er am effektivsten. 3. Jeder Löwen-Profi sollte sich bewusst sein, dass die Marke 1860 bedingungslose Leidenschaft auf dem Platz verdient hat.

Werden diese drei Punkte beachtet, werden die Löwen trotz des 0:1 in Fürth eine gute Saison spielen…