VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Nur dreimal klingelt es. Dann meldet er sich in seiner unnachahmlichen Art: “Looooooorant.” Nicht wir stellen die erste Frage, sondern Werner Lorant selbst: “Und? Haben meine Löwen einen neuen Trainer?” Und dann sagt der heute 67-Jährige: “Eigentlich gibt es nur einen, der das bei 1860 kann: Das bin ich.”

So unrecht hat der einstige Kulttrainer gar nicht: Seit Lorant im Oktober 2001 nach einem 1:5 gegen den FC Bayern vom bereits verstorbenen Ex-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser entlassen wurde, krankt`s beim TSV 1860 an guten Trainern. Viele haben es nach ihm probiert, doch Lorants Arbeit in neuneinhalb Jahren an der Grünwalder Straße ist bis heute unerreicht. Er hat den Klub vom maroden Bayernliga-Verein bis in die Champions League-Qualifikation geführt. Lorants Kritiker lesen das nicht gerne - aber es ist die Wahrheit.

Lorant, der heute mit seiner Freundin im beschaulichen Waging am See lebt, ist verwundert, aber auch enttäuscht, dass es nach ihm mit den Löwen nur noch bergab ging. “Ich bin erstaunt, dass es keiner schafft aus 1860 eine gute Zweitliga-Mannschaft zu machen”, erklärt Lorant gegenüber dieblaue24: “Mein größter Wunsch ist, dass ich 1860 noch einmal in der Bundesliga spielen sehe. Da würde mir das Herz aufgehen. Ich hoffe, ich erlebe das noch…”

Herr Lorant, was muss ein Löwen-Trainer können? “Bei 1860 musst du nicht nur die Mannschaft trainieren, sondern in erster Linie auch den Verein verstehen. Auch für die Medien musst du ein Kommunikator sein und für die Fans immer ein offenes Ohr haben. Dieser Klub strahlt soviel Kraft und Energie aus. Er kann dich aber auch aussaugen”, warnt der Kulttrainer: “1860 ist kein normaler Fußballverein. Man muss diesen Verein als großes Projekt sehen, nicht als Zeitvertreib für ein, zwei Jährchen. Wer 1860 als Zwischenstation sieht, hat schon vor seinem ersten Training verloren.”

Das größte Problem sieht Lorant bei 1860 seit Jahren aber im ständigen Verkauf des Tafelsilbers. “Wie soll man eine starke Mannschaft aufbauen, wenn Jahr für Jahr die besten Talente verkauft werden?”, fragt sich Lorant: “Man muss sich das mal vorstellen: Julian Weigl ging im letzten Jahr für 2,5 Millionen nach Dortmund, jetzt ist er gut und gerne das Fünffache wert…”