VON OLIVER GRISS

In der Rubrik “was macht eigentlich…?” erklärt Ex-Löwe Daniel Hoffmann (39), warum er Hansa heute die Daumen mehr drückt als 1860 - und Platz 4 im Jahr 2000 mehr wert war als die Meisterschaft 1966

dieblaue24: Heute spielt 1860 in Rostock (18 Uhr, Liveticker dieblaue24): Herr Hoffmann, für welchen Ihrer beiden Ex-Klubs schlägt das Herz denn höher?
DANIEL HOFFMANN (39): Ganz klar: Hansa! In Rostock habe ich noch immer viele Freunde - und auch mein Neffe, Tom Weilandt, spielt in der ersten Mannschaft. Da ist es klar, für welchen Klub ich mehr Sympathien habe. Außerdem wurde ich mit Hansa 1991 Meister und Pokalsieger, ein Jahr später haben wir im Landesmeister-Wettbewerb im Nou Camp gegen Barcelona gespielt. Das bleibt stark in Erinnerung…


dieblaue24: Aber auch Ihre Zeit bei 1860 war von Erfolg gekrönt: Sie waren Stammtorwart der Löwen in der legendären Mannschaft, die in der Saison 1999/2000 sensationell Platz vier in der Bundesliga erreicht hatte…
…und wir beide Derbys gegen den FC Bayern gewonnen haben, ja. Das war einer meiner schönsten Erlebnisse der Karriere. Wir waren die Helden der Stadt. Nach 22 Jahren hat 1860 wieder gegen die großen Bayern gewonnen - und das gleich zweimal in einer Saison. Das war Wahnsinn - und Gänsehaut-Feeling pur. Ich behaupte: Für den Verein war das damals mehr wert als die deutsche Meisterschaft 1966. Vier Jahre später ist 1860 abgestiegen. Das war dann eine Tragödie.


dieblaue24: Nach dieser phänomentalen Saison begann auch Ihr Karriere-Abstieg…
…ich bin im August, nachdem ich in Leeds verletzt auf der Tribüne saß, in die Türkei gewechselt - zu Koacelispor. Von denen krieg ich heute noch Geld. Der schnelle Abschied von 1860 war mein größter Fehler - und, dass ich mich auf Christoph Schickhardt, meinem damaligen Anwalt, blind verlassen habe. Der hat meine Schadensersatzklage bei der Fifa nicht weiter verfolgt, unterm Strich geht’s um 1,2 Millionen - netto. Da kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch! Wenn ich Schickhardt heute anrufe, dann geht der nicht mehr ans Telefon. Das ist die dunkle Seite des Profi-Geschäfts.
dieblaue24: Für Koacelispor machten Sie genau drei Spiele…
…und danach hat mich der Klub vom Hof gejagt. Wegen diesem Erlebnis bringen mich heute keine zehn Pferde mehr in die Türkei, ich esse nicht mal mehr einen Döner. Von denen habe ich genug.
dieblaue24: Was machen Sie heute?
Ich arbeite in einem Entertainment-Center in der Nähe von Dingolfing - ich bin da der Mann für alles. Der Holger Greilich macht in etwa das selbe.
dieblaue24: Keine Lust mehr auf Fußball?
Nach meiner Karriere habe ich kurz den TSV Grafing trainiert, das hat Spass gemacht - aber ich bin bald zu dem Entschluss gekommen: Wenn du was nicht richtig beeinflussen kannst, dann lass’ deine Finger davon. Der Sinn des Lebens ist was anderes: Vielleicht etwas weniger Geld haben, aber dafür eine glückliche Familie um sich zu haben. Zuletzt habe ich auch ein Beach-Soccer-Turnier in Rio gespielt - auch Christian Karembeu war dabei…

Daniel Hoffmann (39) spielte von 1997 bis 2000 bei den Löwen und absolvierte in dieser Zeit 40 Bundesligaspiele. Der Ex-Torwart lebt in Grafing bei München.