VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wenn die Löwen bei Union Berlin (Sonntag, 13.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) antreten, dann müssen sie vor allem auf einen Spieler aufpassen, den sie eigentlich sehr gut kennen müssten: Bobby Wood. Der Hawaiianer ist von Ex-Löwen-Trainer Markus von Ahlen im Winter 2014 aussortiert worden. Nachdem seine Leihzeit im Sommer bei Erzgebirge Aue mit dem Abstieg endete, wollte Wood trotz aller Überredungsversuche nicht mehr für 1860 spielen. Schließlich wechselte der US-Nationalspieler für 800.000 Euro zu den Köpenickern - und hat dort sein spätes Glück gefunden.

Bei den Unionern ist der pfeilschnelle und durchaus robuste Offensivspieler inzwischen die gefährlichste Waffe. Mit acht Saisontreffern liegt der 23-Jährige auf Platz vier der Torjägerliste der Zweiten Liga. Zuletzt beim 2:2 in Kaiserslautern traf er kurz vor Schluss nach einem Sololauf im Strafraum zum letztlich verdienten Ausgleich. “NBC Sports” widmete Wood eine Story, in der geschrieben stand, “dass er nur seinen inneren Messi rauslassen muss”, um US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann weiter zu überzeugen.

Dass es so gut läuft, hat einen simplen Grund: Das Vertrauen in seine Qualität. Wood stand in allen 20 Saisonspielen in der Startelf.  ”Ich habe nie so oft gespielt in einer Mannschaft wie bei Union. Ich habe dabei viel gelernt, zum Beispiel sich selbst zu motivieren, wenn es einmal nicht so läuft, um wieder in die Mannschaft zu kommen”, erklärte der Ex-Löwe unlängst gegenüber der “Berliner Morgenpost”. Auch in der US-Nationalmannschaft sorgte Wood für große Momente: Er traf nicht nur beim 4:3-Sieg gegen Holland, sondern auch beim 2:1-Triumph über Weltmeister Deutschland.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Hat 1860 den Spieler Wood, der mit 14 Jahren an die Grünwalder Straße wechselte, falsch behandelt? Die Funktionäre, die den introvertierten Wood aufgaben, sind mittlerweile nicht mehr bei den Löwen. “Dass Wood grundsätzlich eine sportliche Qualität und vor allem als junger Spieler Entwicklungspotential hat, steht außer Frage”, erklärte 1860-Trainer Benno Möhlmann: “Ich kenne aber die Hintergründe nicht, ob 1860 mit ihm nicht zufrieden war oder ob er weg wollte. Für mich ist das schwierig, darüber zu reden.” Vielleicht ist es auch besser so, dass sich Möhlmann zurückhält, um Wood nicht noch zusätzlich zu motivieren.

In der 1860-Vergangenheit ist es nicht selten vorgekommen, dass ausgerechnet die Rache des Ex besonders bitter war. Wir erinnern uns ans Frühjahr 2003: Präsident Karl-Heinz Wildmoser wollte Bundesliga-Torschützenkönig Martin Max keinen neuen Vertrag mehr geben. Der einmalige Nationalspieler wechselte schließlich ablösefrei zu Hansa Rostock und sorgte beim 4:1-Sieg in München und 3:0-Heim-Triumph mit drei Toren und zwei Vorlagen über seinen ehemaligen Klub dafür, dass die Löwen im Mai 2004 den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten…

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