VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Die Szene in der 59. Minute im Stadion an der Hamburger Straße war symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf des TSV 1860: Marius Wolf legt [claasen] den Ball im Strafraum herrlich in den Lauf, doch anstatt sofort abzufeuern, legt sich der Südafrikaner die Kugel noch einmal vor - und scheitert dann völlig frei vor dem Tor an Eintracht-Keeper Gikiewicz. Dass sich Claasen hinterher über das 0:0 in Braunschweig nicht freuen konnte, ist wenig überraschend. Er hätte der Held werden können, so aber wird wieder die Qualität im Zweitliga-Kader des TSV 1860 in Frage gestellt. “Uns fehlt vorn einfach der Killerinstinkt”, ärgert sich Trainer Benno Möhlmann.

Sturmflaute in Giesing. Die Zahlen in der Offensive sind tatsächlich besorgniserregend: In 14 Zweitligaspielen traf der TSV 1860 nur achtmal - keine Mannschaft von der 1. bis zur 3. Liga ist vom Schnitt uneffizienter vor dem gegnerischen Kasten als die Blauen. Kann man diese Quote (0,57 Tore pro Spiel) nicht verbessern, ist der Abstieg wohl kaum zu vermeiden. Der neue Sportchef Oliver Kreuzer ist sich dessen bewusst: ”Wir haben im Sturm eine Baustelle. Wir müssen schauen, ob wir im Angriff im Winter was machen können. Ich muss darüber auch mit dem Trainer sprechen. In den fünf Spielen bis Weihnachten müssen wir aber so über die Runde kommen.” Die Löwen sind gefordert, sich im Offensivbereich neu aufzustellen, weil [okotie] nicht wie im Vorjahr wieder 13 Saisontreffer zuzutrauen sind, Stefan Mugosa weiter auf den Durchbruch wartet - und  Spieler wie Stephan Hain oder Valdet Rama, die bald wieder zurückkehren sollen, nicht unbedingt als eiskalte Vollstrecker gelten.

Dass 1860 überhaupt diese Tor-Misere belastet, kommt nicht überraschend. Obwohl Ex-Sportchef Gerhard Poschner von seinen Kritikern immer wieder auf diese Defizite hingewiesen wurde, reagierte er nicht. Aber auch Ex-Trainer Torsten Fröhling wehrte sich nach Poschners Abschied vehement gegen eine Sturmverstärkung: Als ihm der Verein anbot, die Talente Korbinian Vollmann und Fejsal Mulic auszuleihen und im Gegenzug den in Nürnberg aussortierten Jakub Sylvestr zu verpflichten, sperrte sich Fröhling auch gegen diesen Vorschlag. Jetzt muss Kreuzer beweisen, dass er sein Handwerk versteht und die Löwen so aufstellt, dass sie für die Aufholjagd gewappnet sind…
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