VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Das große dieblaue24-Interview mit dem Ex-Löwen vor dem Krisengipfel in Düsseldorf

Der Krisengipfel in der Esprit-Arena: Düsseldorf gegen 1860, das Schlusslicht gegen den Tabellen-16 (heute, 13.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker). Mehr Keller geht nicht. Wir haben uns vor diesem brisanten Treffen mit einem unterhalten, der für beide Teams gespielt hat: Sascha Rösler (37). Mit der Fortuna ist der Ex-Profi  2012 im Spätherbst seiner Karriere  sogar in die Bundesliga aufgestiegen. Das große dieblaue24-Interview:

dieblaue24: Glückwunsch, Herr Rösler: Ab dem 1. Oktober arbeiten Sie offiziell als Team-Manager für Fortuna Düsseldorf. Wie kamen Sie auf die Idee ausgerechnet diesen Posten auszuüben? 

SASCHA RÖSLER (37): Erstmal bin ich sehr dankbar, dass ich bei der Fortuna die Möglichkeit hatte, nach meiner Karriere in verschiedene Bereiche reinzuschnuppern. Als Fortuna dann gefragt hat, ob ich mir das vorstellen kann, habe ich keine Sekunde gezögert, Team-Manager zu werden. Ich denke, es ist ein Privileg direkt so eine Chance zu bekommen.

Was sind die Aufgaben eines Team-Managers? 

Hauptsächlich organisatorische Aufgaben - also alles um die Mannschaft herum.

Was haben Sie die letzten Jahre seit ihrem Karriereende 2013 gemacht?

Erstmal war ich nach meinem Kreuzbandriss noch in der Reha und dann bin ich ja jetzt schon zwei Jahr wieder bei Fortuna. So war es ein fast fließender Übergang.


Andere spielen noch mit 37 Jahren Fußball - juckt es Sie nicht mehr in den Beinen? 

Auf einem gewissen Niveau gibt es nur noch ganz wenige Spieler, die Mitte 30 noch spielen können. Das Spiel wird immer schneller und es gibt wenige Ausnahmen bei denen der Körper da noch so mitspielt. Ab und zu kribbelt es natürlich noch, aber das ist hauptsächlich am Spieltag.

Sie waren ein Leadertyp auf dem Platz: Einer, der ausgeteilt hat und mit seiner Körpersprache die Mitspieler infizierte.  Warum gibt es diese Sorte von Profis heute nur noch selten? 

Wir erleben mittlerweile einen Generationswandel. Ich bin von anderen Spielertypen erzogen worden und damals war man mit 18 Jahren mit Abstand der Jüngste. Heutzutage sind die Spieler über 30 rar im Kader. Da ist es schwer für die Älteren sich Gehör zu verschaffen. Und durch die Nachwuchsleitungszentren werden die Jungs auch anders entwickelt. Wir haben in Deutschland die letzten zehn Jahre so viele geile Kicker rausgebracht, das ist schon genial. Aber die Typen, die auch mal querdenken sind fast ausgestorben, das ist schon schade.


Heute spielen Ihre beiden Ex-Klubs im Krisengipfel der Zweiten Liga gegeneinander: Die Fortuna, mit der Sie 2012 in die Bundesliga aufstiegen - und der TSV 1860. Wer entscheidet das Duell für sich? 

Ich hoffe natürlich, dass wir gewinnen, aber im Fußball ist nichts sicher. Es wird sicher der Kopf entscheiden und wer mit der Druck-Situation besser klar kommt.

Warum ist Düsseldorf so schlecht gestartet: Haben Sie dafür eine Erklärung?

Da sind sicher ein paar Sachen zusammen gekommen. Wir haben ein komplett neues Trainerteam, einen neuen Sportlichen Leiter und viele neue Spieler, das muss sich erst finden. Aber so wie ich ihre Arbeit jeden Tag miterlebe, bin ich guter Dinge, dass wir uns zeitnah stabilisieren und Erfolg haben werden,

Michael Liendl hat vor zwei Wochen die Seiten gewechselt: Er zog vom Rhein an die Isar - wird er den Löwen helfen und warum hat Fortuna ihn eigentlich abgegeben?

Micha ist erstmal als Mensch einwandfrei und ein super Fußballer. Die genauen Hintergründe kenne ich auch nicht. Aber ich drücke ihm nach Sonntag die Daumen, dass er den Löwen helfen wird.

Die Löwen spielen nun bereits 11 Jahre in der Zweiten Liga: Warum ist es mit diesem Verein so schwer, aufzusteigen? 

Das ist natürlich eine schwierige Frage. Aber es ist schon so, dass im Verein sehr viel Unruhe ist. Die sportlichen Führungen werden sehr schnell ausgetauscht, wenn es nicht läuft. Es fehlt sicher auch eine starke Persönlichkeit, die die Geschicke leitet und für die nötige Ruhe sorgt. Aus der Entfernung wahrscheinlich leicht gesagt, aber das beste Beispiel ist für mich Jörg Schmadke in Köln. Da war es auch immer total unruhig und jetzt wird nach zwei, drei Niederlagen nicht direkt alles in Frage gestellt.

Sie waren immerhin zweimal bei 1860: Was gefällt ihnen an diesem Verein? Die Jugendarbeit beispielsweise? Immer wieder bildet der Verein große Talente für die Bundesliga aus: Die Bender-Zwillinge, Volland - und nun Weigl. Wer ist das nächste Juwel? 

1860 ist ein Traditionsverein, den ich schon von klein auf geil fand. Die Löwen haben super Fans und auch großes Potential. Die Jugendarbeit ist in den letzten 10 Jahren sicherlich ihr Prunkstück und viele gestandene Bundesliga-Spieler sind aus ihr Entsprungen. Sie haben auch jetzt wieder gute junge Spieler im Kader, es wird sicher der ein oder andere auch den Durchbruch schaffen.

Einer Ihrer Trainer bei 1860 war auch der legendäre Werner Lorant: Haben Sie eine nette Anekdote mit ihm erlebt?

Als ich das erste Mal zu 1860 wechselte, war ich ja gerade mal 19 oder so und ich hatte richtig Respekt vor ihm. Aber es ist auch jetzt schon so lange wieder her, dass die Erinnerung gar nicht mehr so da ist. Ich weiß aber noch, dass meine Laufschuhe nach der Vorbereitung kein Profil mehr hatten (lacht).

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