VON OLIVER GRISS

In seiner Branche ist Hasan Ismaik (39) ein Gigant. Ein Macher. Ein Alphatier. Mit Öl und Immobilien wurde der Jordanier zum jüngsten Milliardär im Mittleren Osten. Es ist eine Geschichte wie aus 1001 Nacht. Im Fußball dagegen kommt der stolze Löwen-Investor überhaupt nicht in Schwung, auch weil er sich partout keine professionelle Hilfe ins Haus holen möchte. Dabei hatte Ismaik bei seinem Einstieg noch ehrgeizige Pläne. Als sich der Jordanier 2011 in München feierlich vorstellte, sprach er von Barcelona und Bayern. Die bittere Löwen-Realität ist Sandhausen und Heidenheim.

Vor vier Jahren hat Ismaik den TSV 1860 vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit gerettet, als sich kein bayerisches Unternehmen fand, Münchens große Liebe zu retten. Nur Ismaik glaubte an das Giesinger Herz-Schmerz-Projekt. Doch anstatt nach Ismaiks Investitionen nach oben zu klettern - wie er es von seinen anderen Unternehmen eigentlich gewohnt ist - stand der Klub im vergangenen Juni vor dem sportlichen Aus. Nur ein Wunder - ausgelöst von über 50.000 Löwen-Fans in der Allianz Arena - verhinderte den Abstieg in die Dritte Liga. Ismaiks Aktie war gerettet. Aus den Fehlern wurde aber nicht gelernt. Erst wurde am indisponierten Sportchef Gerhard Poschner festgehalten, dann setzte Ismaik seinen Cousin Noor Basha als Sport-Geschäftsführer ein. Mit diesem personellen Schachzug hat der Ismaik-Clan zwar mehr Kontrolle im Klub - doch hilft diese Maßnahme auch dem Verein wirklich weiter? Basha, einst Liebling der Fans, hat durch die unerbittliche Nibelungentreue für Poschner im 1860-Umfeld viel Kredit verspielt, auch weil er nahezu jede Entscheidung Poschners schweigend mitgetragen hat.

Die große Frage bei 1860: Was will Ismaik überhaupt? Aufklärung soll es nun in einem Treffen mit dem 1860-Präsidium um Sigi Schneider geben. Nachdem Ismaik am Mittwochabend in München eingeflogen ist, wurde für Donnerstag eine Elefantenrunde vereinbart. “Es geht nicht nur um einen Sportdirektor”, sagte Ismaik gegenüber der “Süddeutschen Zeitung”, “es geht um einen neuen Plan für den ganzen Klub. Das Management braucht Unterstützung, wir müssen eine Lösung für alle Probleme finden.” Nachdem vor Jahren ein mit Ismaik abgestimmter Drei-Jahres-Plan früh gescheitert ist, soll nun ein neues Modell in die Erfolgsspur führen. Beim letzten München-Besuch hatte der Bauunternehmer einen revolutionären Plan: Er wollte Präsident werden. Mit welcher Idee überrascht Ismaik die 1860-Bosse diesmal?