VON OLIVER GRISS

dieblaue24: Herr Kagelmacher, in zwei Wochen starten die Löwen in Heidenheim (26. Juli) in die Zweite Liga: Warum darf 1860 nicht den Fehler machen und mit dem nahezu identischen Kader in die Saison gehen?

GARY KAGELMACHER: Es ist nicht mein Job, aber jeder Tag, an dem kein erfahrener Spieler kommt, ist ein verlorener Tag. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, Spieler zu integrieren. Natürlich sind wir als Team zusammen gewachsen, aber jede Mannschaft braucht eine Blutauffrischung und vor allem Konkurrenzkampf. Den sehe ich momentan nicht. Wir sind eine sehr junge Mannschaft. Talente zu fördern ist gut und richtig. Aber wir brauchen noch drei bis vier Männer, Neuzugänge mit Zweitliga-Erfahrung - sonst bekommen wir die selben Probleme wie im letzten Jahr. Ich bin nicht zu 1860 gekommen, um jedes Jahr zu zittern. Ich habe ganz andere Ziele.

Sie reden viel mit Sportchef Gerhard Poschner: Wie sieht er die Situation?

Ich habe mit Poschner gesprochen, dass wir neue Spieler brauchen, weil keiner von uns eine Saison wie 2014/2015 erleben will. Wenn nichts passiert, geht 1860 wieder ins Risiko. Poschner sagte zu mir, dass hier viel Unruhe war und er keine Zeit hatte, zu arbeiten. Erst seit einer Woche sei dies möglich - deswegen dauert es…

Geht es so weit, dass sie sagen: Wenn nichts passiert, dann…

Es gibt immer Anfragen. Ich war ja schon in vielen Ländern. Aber nein, ich will bei 1860 bleiben. Dennoch will ich Spass in meinem Beruf  haben. Derzeit sind die Voraussetzungen dafür nicht so gegeben. Ich will nicht vom Aufstieg sprechen, aber von einem sicheren Mittelfeldplatz, damit wir ein Jahr später angreifen können. Was ich gut finde, dass wir den selben Trainer wie letzte Saison haben (Torsten Fröhling, d. Red.) - der Verein braucht Kontinuität.

Sie hatten selber einen schweren Start bei 1860: Viele Kritiker stempelten Sie im vergangenen Jahr schon als Fehleinkauf ab, jetzt sind Sie einer der wenigen Führungsspieler bei den Löwen…

Es war schwierig für mich, keine Frage. Es geht nur über Leistung - die Leute haben viel von mir erwartet und am Anfang bin ich schwer reingekommen. Die ersten Spieltage war ich nicht gut - und dann haben einige schnell gesagt: ‘Was ist denn der Kagelmacher für einer?’ Das Problem: Der Verein ist sehr nervös, weil er schon so lange in der Zweiten Liga spielt. Ich bin aber glücklich, dass ich zu den Spielern gehöre, die den Verein doch noch gerettet haben…

Wie oft denken Sie eigentlich noch an das emotionale Relegations-Finale gegen Holstein Kiel?

Kiel war unglaublich: Wir liegen 0:1 zurück - und dann kamen diese verrückten 13 Minuten, die alle in einen Rausch versetzt haben. Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen und glauben, wir sind die Größten. Wir müssen realistisch sein. Wir waren 91 Minuten in der Dritten Liga - bis Kai kam (lacht)…