VON OLIVER GRISS

Jung, hochtalentiert, resolut, preiswert - die Beschreibung passt exakt auf Neu-Löwe Milos Degenek (21), der vor allem beim 2:1-Sieg gegen Champions League-Teilnehmer FC Basel als Innenverteidiger in der zweiten Hälfte sein Können aufblitzen hat lassen. Wir haben mit Degenek über seine schwere Vergangenheit und seine Pläne gesprochen - das dieblaue24-Interview:

dieblaue24: Herr Degenek, in der vergangenen Woche haben Sie Ihren ersten Profi-Vertrag beim TSV 1860 unterschrieben. Was ging Ihnen in diesen Minuten durch den Kopf.

MILOS DEGENEK (21): Für mich ist das ein Traum, aber auch nur ein erster Schritt. Ich bin 1860 sehr dankbar, dass ich bei diesem tollen Verein diese Chance bekomme. Ich muss jetzt richtig Gas geben, und zeigen, warum ich diesen Vertrag bekomme habe. Ich will diesen Vertrauensvorschuss, den mir die Verantwortlichen, die Fans und der Verein gegeben haben, rechtfertigen. Ich wollte mein ganzes Leben Profi-Fußballer in Deutschland werden - und jetzt habe ich die Chance bei 1860 München. Das ist Wahnsinn.

Sie scheinen sehr dankbar zu sein…

Ja, das bin ich. Ich bin in Kroatien geboren, nach dem Krieg sind wir nach Serbien gezogen. Das war eine sehr schwierige Zeit, eine schlimme Kindheit. Wir haben nichts gehabt. 2000 sind wir dann nach Australien gegangen, um ein besseres Leben zu haben. Vor vier Jahren bin ich dann nach Deutschland. Es war anfangs auch nicht einfach - und das alles werde ich immer in meinem Kopf haben.  Ich will meinen Eltern jetzt helfen, damit sie bald einfacher durchs Leben gehen: Für sie ist das Leben ein täglicher Kampf - jetzt will ich ihnen unter die Arme greifen. Ich brauch nix, aber sie alles…

Wollten Sie immer Fußballer werden?

In meiner Heimat gibt es Fußball oder Basketball - ich habe mich für Fußball entschieden. Mein Vater Dusan war auch Leistungssportler. Er war 800-Meter-Läufer, ist für Jugoslawien sogar bei der Europameisterschaft gelaufen. Er ist ein sehr sportlicher Mensch, läuft immer noch jeden Tag 5 bis 6 Kilometer, obwohl er schon 49 ist. Ich bin mit ihm als kleiner Junge immer zum Joggen gegangen. Er ist ein guter Mensch und hat ein großes Herz. Ich bin ihm sehr dankbar.

Sie kamen vom VfB Stuttgart zu 1860: Unter Ex-Trainer Bruno Labbadia saßen sie als U19-Spieler dreimal auf der Ersatzbank in der Bundesliga - wieso hat’s zum Durchbruch dort nicht gereicht?

Ich hatte eine tolle Zeit in Stuttgart, habe in der Saison 2012/2013 dort viel gelernt. Ich habe unter Herrn Labbadia ein halbes Jahr bei den Profis trainiert und von Serdar Tasci oder Kuzmanovic viel gelernt. Und dann war Labbadia weg und dann begann - auch durch meine Achillessehnenprobleme - eine schwere Zeit. Mein erstes Spiel habe ich dann ausgerechnet beim 4:0-Sieg mit den VfB-Amateuren bei 1860 gemacht - als Innenverteidiger. Das war ein guter Tag für mich, weil ich mit diesem verletzungsfrei war. Aber Stuttgart ist für mich ab sofort Geschichte, Sechzig schenkt mir ein neues, gutes Leben.

Was haben Sie für Ziele bei 1860?

Ich bin ein bodenständiger Mensch. Ich sehe jedes Training so, als wenn es dein letztes Training wäre. So nehme ich das an - und ich hoffe, dass ich in den Kader komme und auch spielen darf. Was der Trainer entscheidet, hinter dieser Entscheidung werde auch ich stehen. Meine Lieblingsposition ist die Sechs, aber ich kann auch - wie der Trainer sagt - als Innenverteidiger spielen. Mein Vorbild ist Nemanja Vidic. Er geht dahin mit dem Kopf, wo andere mit dem Fuß hingehen. Er hat keine Angst, das imponiert mir.

Was trauen Sie Degenek bei 1860 zu? Diskutieren Sie mit!