VON OLIVER GRISS

Der 12. Juli ist im Kalender des Münchner Gastronoms Werner Hochreiter blau angekreuzt: Die Mitgliederversammlung seines TSV 1860 in der Münchner TonHalle ist ein Muss für ihn. “Ich will mich auf der Mitgliederversammlung vorstellen”, verriet der 45-Jährige am Freitag gegenüber dieblaue24 und fügt seine Motivation  kurz danach hinzu: “Ich will Löwen-Präsident werden, weil ich den Enthusiasmus habe, den man für dieses Amt braucht. Ich denke mir: Wenn der Verein keinen Vernünftigen findet, dann stelle ich mich eben zur Verfügung. Ich will nicht nur schimpfen, sondern auch anpacken. Ich kann mir das ‘Weiter so’ nicht mehr länger anschauen…”

Hochreiter, seit 15 Jahren Mitglied und Business-Seats-Kunde beim TSV 1860, ist einer der Aufsteiger in der Münchner Gastro-Szene: Er betreibt neben dem Biergarten am Viktualienmarkt, Steirer am Markt auch das Wiesn-Zelt “Zur Bratwurst” - und verfügt dadurch über exzellente Kontakte in die Münchner Stadtspitze und zu Münchner Firmen. Hacker-Chef Andi Steinfatt gehört beispielsweise zu seinem Inner Circle.

Mit welchem Konzept würde Hochreiter denn antreten? “Ich bin kein Sprücheklopfer, der sofort den Aufstieg verspricht”, sagt der Unternehmer: “Ich will 1860 wieder zu der Marke machen, die der Verein verdient hat. Zu einem Münchner Unikat. 1860 ist der Verein der Münchner - und die Münchner wollen wieder stolz auf ihr größtes Sorgenkind sein. Ich bin gern oben dabei - die elf Jahre Zweite Liga musste ich leider in Kauf nehmen…”

Dass die Löwen mit Münchner Wirten beste Erfahrungen gemacht haben, ist bekannt: Der bereits verstorbene Karl-Heinz Wildmoser führte den TSV 1860 in den 90er Jahren von der Bayernliga bis in die Champions Leauge-Qualifikation. Von seinem Firmensitz in Hinterbrühl lenkte der Groß-Gastronom die Blauen - macht’s ihm Hochreiter jetzt nach? “Wildmoser war der erfolgreichste Präsident der letzten 50 Jahre. Bei ihm hat Ruhe geherrscht. Er war ein liebevoller Diktator, ich bin da eher Diplomat, auch wenn ich die letzte Entscheidung treffe. Mein Ziel wäre, wenn ich tatsächlich Präsident werden würde, dass ich den Verein wieder auf bayerische Wurzeln stelle”, sagt der Münchner Wirt mit voller Inbrunst: “Es kann doch nicht sein, dass man Spieler wie Florian Niederlechner wegen 800 Euro wegschickt und der sich jetzt Bundesliga-Spieler schimpfen darf. Daran sieht man, dass vieles falsch läuft.”

Die Konstellation mit Hasan Ismaik sieht Hochreiter zwiegespalten. “Ich finde es großartig, dass er uns damals gerettet hat”, sagt Hochreiter, “aber leider ist er viel zu weit weg, um richtig Einfluss zu nehmen. Es kann nicht sein, dass Ismaik zwei Spiele in der Saison sieht und dann seine Entscheidungen trifft. Wenn ein Investor, dann bitte einen von hier…”

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