VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Klatsch-Parade, Grillen mit den Fans, Trikot-Wechsel aus Aberglaube und das ständige Betonen “Gemeinsam für Sechzig” - gebracht hat es bisher wenig: Der TSV 1860 findet sich nach der 0:3-Heimpleite gegen Union Berlin auf Platz 17 wieder. Die Angst geht um an der Grünwalder Straße: Sogar Trainer Torsten Fröhling brach Sonntagabend seinen geplanten Hamburg-Trip am Flughafen wieder ab und fuhr aus Sorge um den Klub zurück in seine Münchner Wohnung. Am Montag stand der 48-Jährige dann wieder auf dem Trainingsplatz - beim nicht-öffentlichen Straftraining für Schindler, Vallori & Co. Die große Frage: Was passiert im Abstiegsfall mit Münchens großer Liebe?

Klar ist: Von ihrem ordentlichen Jahres-Etat von bislang 11 Millionen Euro müssten sich die Löwen verabschieden. Zwar hat der TSV 1860 vor einigen Wochen unter Auflagen die Lizenz für die Dritte Liga erhalten, doch es drohen gravierende Sparmaßnahmen bis hin zu betriebsbedingten Kündigungen in der Geschäftsstelle. Den größten Einbruch würde es auf der Einnahmenseite der Fernsehvermarktung geben: Statt bislang 7,7 Millionen Euro würden im Abstiegsfall nur noch 753.000 Euro auf das Konto des TSV 1860 fließen. Ein 1860-Insider zu dieblaue24: “Sollten wir absteigen, droht uns der pure Existenzkampf - das Ausmaß dieser Katastrophe kann man noch gar nicht ertasten.” Der Etat für das 1860-Nachwuchsleistungszentrum (derzeit rund 1,3 Millionen Euro) müsste wohl ebenfalls gekürzt werden - und die U21 in die Bayernliga zwangsabsteigen. Hinzu kommt der Image-Verlust: In Bayern wären die Löwen nur noch die Nummer 6.

Wie schwer der Überlebenskampf in der 2008 gegründeten Dritten Liga tatsächlich ist, zeigen verschiedene Beispiele aus den letzten Jahren. Mit dem dritthöchsten Spieleretat startete damals beispielsweise Kickers Offenbach das Unternehmen Aufstieg. Dafür ließ der Verein seine Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern und baute für 25 Millionen Euro ein modernes Stadion für 20.500 Zuschauer. Am Ende der Saison 2013 musste der Traditionsclub wegen schwerer finanzieller Fehler als Zwangsabsteiger den Gang in die Regionalliga antreten – gemeinsam mit Alemannia Aachen. Der Ex-Bundesligist hatte der 46 Millionen teure Neubau der Tivoli-Arena in die Insolvenz geführt. Oder frag nach in Unterhaching: Präsident Manni Schwabl sucht Sponsoren. Meist erfolglos.

Immerhin: Die Löwen haben einen klaren Stadion-Plan, sollte der Weg in die Drittklassigkeit nicht mehr zu vermeiden sein - und der heißt: Auf Nimmerwiedersehen, Allianz Arena - Servus, Grünwalder Stadion! Die Kultstätte in Obergiesing bietet zwar nur Platz für 12.500 Besucher, doch die Mietkosten sind im Gegensatz zum Fröttmaninger WM-Stadion überschaubar. Mit dem FC Bayern, dem Vermieter, gibt es seit geraumer Zeit Gespräche über den möglichen Auszug. Auch OB Dieter Reiter würde eine Rückkehr des TSV 1860 nach Giesing befürworten.

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