VON OLIVER GRISS

 

dieblaue24 spürt den Ex-Löwen-Trainer am Waginger See auf: Der 62-Jährige spricht offen über seine neue Liebe, das Aus mit Ehefrau Doris, die Enttäuschungen des Lebens – und warum er derzeit am Campingplatz lebt.

Werner Lorant (62) - er ist beim TSV 1860 noch immer ein Held. Er führte den Verein von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation. Leistungen, von denen seine Nachfolger heute nur träumen. Zuletzt fiel der Fußball-Lehrer allerdings nur mit negativen Schlagzeilen auf: Trennung von der Ehefrau, Hauspfändung - und sein zuletzt umstrittener Auftritt in der Reality-Soap “Die Alm”. dieblaue24 hat Lorant am Campingplatz am Waginger See aufgespürt - das exklusive Interview:
dieblaue24: Na, Herr Lorant: Wie ist es zurück im normalen Leben? Die Alm kann’s ja nicht gewesen sein…
WERNER LORANT: Für mich war das bezahlter Urlaub auf dem Bauernhof - nicht mehr und nicht weniger. Und ein bisschen Spass, wiederholen werde ich das sicher nicht mehr. Das reicht. Ich bin halt einfach ein Mensch, der in seinem Leben was ausprobieren und erleben will. Ich bin ja auch schon in Hamburg vom Fernsehturm gesprungen oder habe eine Rafting-Tour gemacht.
dieblaue24: Wie war’s denn da oben in den Südtiroler Bergen?
Sehr schwierig. Ohne Telefon, Strom und fließendes Wasser - das hätte ich mir einfacher vorgestellt. Noch dazu konnte ich kaum schlafen. Ich hatte ja keine Matratze, sondern auf Stroh geschlafen. Da kann ich mir was Bequemeres vorstellen.
dieblaue24: Und, haben Sie bei der Auswahl an C-Promis auf der Alm neue Freunde gewonnen?
Sagen mir mal so: Bis auf Carsten Spengemann brauch’ ich da keinen mehr in meinem Leben - Carsten war für mich wie ein Freund. Ich hoffe, dass wir noch einmal telefonieren.
dieblaue24: Jetzt sind Sie wieder zurück am idyllischen Waginger See: Was machen Sie denn da genau?
Ich habe hier eine Freundin - fertig.
dieblaue24: Eine Freundin?
Ja, sie ist 43 - und Journalistin. Eine ganz liebe Frau. Sie hat mir schon sehr viel beigebracht. Und ich muss ehrlich sagen: Waging - dort ist es traumhaft. Kann ich nur jedem empfehlen, der noch nicht dort war, hier Urlaub zu machen. Bis vor kurzem habe ich auch hier für die Campingplatz-Kinder eine Fußball-Schule abgehalten. Das hat irrsinnig viel Spass gemacht.
dieblaue24: Es gibt Gerüchte, dass Sie in einem Wohnwagen am Campingplatz leben sollen…
Ich habe das auch schon gehört. Wer so was sagt, erzählt Mist. Ich wohne in einer Ferienwohnung am Campingplatz. Das ist alles. Außerdem: Mein Hauptwohnsitz ist in Estepona, in Spanien. Dort habe ich immer noch mein Haus. In Deutschland bin ich nicht mehr gemeldet. Das machen ja andere auch so.
dieblaue24: Also geht es Ihnen gut?
Mir geht es sogar sehr gut. Ich kann mich nicht beschweren. Ich bin jetzt Rentner - und genieße mein Leben. Und dass es im Leben nicht immer aufwärts gehen kann, ist normal.
dieblaue24: Wie hart war die Trennung von Ihrer Ehefrau Doris?
Naja, man muss das einfach ausblenden. Mich ärgert nur, wie es zu dieser Trennung kam. Doris war von heute auf morgen weg. Ich war auf einmal auf mich alleine gestellt, damit muss man umgehen können. Ich war mit ihr 30 Jahre zusammen und sie meldet sie nur, wenn sie was braucht. Aber die Arbeit mit den jungen Fußballern hat mir in den letzten Wochen sehr geholfen. Aber ich habe in dieser schwierigen Phase auch eines festgestellt.
dieblaue24: Was denn?
Glaub nicht, wenn es dir schlecht geht, dass dir einer hilft. Ich bin von vielen Leuten so enttäuscht - angefangen von Peter Pacult. Ich habe ihn aus Österreich geholt, als keiner mehr von ihm gesprochen hat. Ich habe ihn zu meinem Co-Trainer gemacht - und heute? Kennt er mich nicht mehr. Dabei habe ich ihm so Vieles ermöglicht.
dieblaue24: Oft ist die Undankbarkeit die größte Schwäche des Menschen…
Deswegen sag’ ich mir jetzt: Lass mich alle zufrieden! Ich muss nicht als Millionär sterben, sondern als korrekter Mensch. Und ich sag’s nochmal: Diese Leute brauchen dann nicht bei mir am Grab stehen und eine Rose auf den Sarg werfen. Die sollen lieber daheim bleiben. Ich brauch keine Scheinheiligkeit.
dieblaue24: Traurig, dass Ihnen auch Ihr Herzensklub 1860 nicht hilft?
Sechzig ist eben nicht Bayern München - und starke Menschen will man bei 1860 nicht haben. Dabei sollte es bei diesem Verein nur um eine Sache gehen: Fußball. Aber diesen Eindruck habe ich schon lange nicht mehr.
dieblaue24: Warum?
Schauen Sie doch nur diesen Investor an. Klar, der hat den Verein vor der Insolvenz gerettet. Das ist schön. Aber wo ist die Begeisterung bei 1860 geblieben? Dieser Verein lebte früher von den Emotionen, aber nicht von ein paar Millionen eines Investors. 1860 ist nicht der Schicki-Micki-Verein, sondern der Klub der Münchner. Investoren wie Ismaik passen zum FC Bayern, aber nicht zu 1860. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.

dieblaue24: Wann sieht man Sie wieder auf dem Fußballplatz?
Ich will nicht mehr ins Profi-Geschäft zurück. Diesen Fußball liebe ich schon lange nicht mehr. Heutzutage brauchst du nur einen guten Manager an der Seite, die eigene Qualität ist zweitrangig. Schaut Euch doch den Michael Oenning an! Was hat der bitte beim HSV zu suchen? Heute geht es in Deutschland nicht mehr um Leistung, sondern um das beste Telefonbuch und Connection. Ich schaue mir lieber Amateurfußball an - da geht’s ehrlicher zu.