VON OLIVER GRISS

Möglicherweise hatte Gerhard Mayrhofer genau auf diesen Moment gewartet. Als der Ober-Löwe (in Lederhose und schwarzem Hemd) oben auf dem Podium zwischen Stadionsprecher Stefan Schneider und Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner stand, wollte er den rund 7000 Fans an der Grünwalder Straße etwas mitteilen, das ihn seit Monaten belastet und seine Arbeit nicht einfach macht: “Ich finde es absurd, wenn ein einziger von 20000 Mitgliedern glaubt, Vereinspolitik zu betreiben. Wir sind voll handlungsfähig, daran werden auch Herr Kirmaier und seine Hintermänner nichts ändern.””

1860-Mitglied Helmut Kirmaier, der seinerzeit Erich Meidert als Notpräsident einsetzen wollte, hatte seinen “eigenen” Verein wegen eines Formfehlers vor der Mitgliederversammlung verklagt.  Mayrhofer: “Man hatte bei der letzten Mitgliederversammlung eine Riesenparty mit Aufbruchsstimmung und Leidenschaft gefeiert. Ich glaube, da waren sich alle ziemlich einig – wir sind mit 96 Prozent gewählt worden. Und dann kommt man nach Hause und dann sagt jemand, das ist zwar alles so, aber da hat der Falsche eingeladen zur Party.“

Am Freitag sprach Richterin Christina Weitnauer im Justizpalast das Urteil: Demnach ist die Mitgliederversammlung von 2013 ungültig. Möglicherweise kommt es im Herbst zu Neuwahlen. Mayrhofer kämpferisch: “Das wird uns nicht aus der Bahn werfen. Den Fehler hat ja nicht das Präsidium gemacht, sondern der alte Verwaltungsrat. Wenn das jemand zu verantworten hat, dann der damalige Verwaltungsrat.”

Insbesondere Otto Steiner, der damalige Aufsichtsratchef und am Sonntag auch Gast beim Fanfest, dürfte sich angesprochen fühlen. Überhaupt ist der 1860-Verwaltungsrat (mit Ausnahme von Sigi Schneider) vielen Fans ein Dorn im Auge - und das aus mehreren Gründen: Nicht nur, weil der Aufsichtsrat bei der Nominierung von Hep Monatzeder ein falsches Näschen und später trotz Warnungen zur Mitgliederversammlung (mit anwaltlicher Hilfe von 1860-Jurist Kambli) geladen hatte, sondern sich auch in aller Öffentlichkeit einen bitterbösen Kampf mit Investor Hasan Ismaik lieferte, der den Klub fast in die Insolvenz stürzte. Steiner, der neben Aufsichtsrat Robert von Bennigsen auffällig war, hatte u.a. gesagt: “Ismaik muss sich bei uns entschuldigen.”

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