VON OLIVER GRISS

Wenn Ricardo Moniz (50) auf den Trainingsplatz läuft, dann wird er meist von Applaus begleitet. Die Rentner im Löwenstüberl-Biergarten klatschen Beifall. Es gibt Beifall für einen Trainer, der dem TSV 1860 mit seiner Ausstrahlung und Akribie neue Hoffnung schenkt. Sein Ziel erläutert Moniz gegenüber “BILD”: “Ein großes Abenteuer mit den Löwen zu erleben. Und länger in München zu bleiben. Aber ich weiß, das geht nur mit Erfolg.”

Und Moniz weiß, dass er noch viel Arbeit vor sich hat: “Die Spieler ziehen bei dem harten Training voll mit, beschweren sich nicht und sind offen für Kritik. Wir müssen mit Spaß, Freude und originellem Fußball die Fans überzeugen. Ich muss im Moment noch nicht von einem 4-3-3-System sprechen, denn dafür sind die Offensivspieler am wichtigsten und die sind noch nicht soweit. Da müssen wir knallhart in der Analyse sein. Wir brauchen individuelle Stärke.” Man kann das durchaus als kleinen Hilferuf an Sportchef Gerhard Poschner verstehen…

Dass die Profis heutzutage von allen Seiten verhätschelt werden, kann Moniz nicht nachvollziehen. Sie seien “viel zu verwöhnt. Im Profi-Fußball erleben sie nicht die Realität”, sagte der Löwen-Trainer gegenüber “BILD” - und fügt hinzu: 90 Prozent der Spieler glauben, sie seien besser als sie es sind. Viel zu früh haben sie Berater, alles wird ihnen hinterher getragen. Sie werden unselbstständig, alles wird überorganisiert. Die Jungs vergessen, woher sie kommen und sie verdienen sehr früh sehr viel Geld. Das ist nicht gut für den Charakter. Ich sage immer: Charakter ist das, was du tust, wenn niemand zuschaut.“

Wird Moniz bei 1860 einschlagen? Diskutieren Sie mit!