VON OLIVER GRISS

Guido Kambli ist nicht unbedingt als impulsiver Anwalt bekannt, doch als die Verhandlung im Sitzungssaal 104 im Landgericht München I dem Ende näherte, wurde auch der 1860-Jurist laut. “Herr Veauthier”, schrie er die Gegenseite an, “das Präsidium Schneider gibt es de facto nicht mehr. Dieses Präsidium ist Geschichte, weil Wolfgang Hauner und Franz Maget zum 31. März 2013 zurückgetreten sind und ihre Ämter niedergelegt haben. Drei minus zwei ist gleich: eins! Die Klage ist deswegen unzulässig.” Die Vizes Peter Helfer, Erik Altmann und Heinz Schmidt, die den TSV 1860 in Abwesenheit von Urlauber Gerhard Mayrhofer an diesem Tag vertraten, nickten.

Es ist eine neue, raffinierte Strategie, die Kambli mit seinen Kollegen am Freitagmorgen im proppenvollem Gerichtssaal gewählt hat. Es könnte der Durchbruch für die Löwen im Kirmaier-Prozess sein, denn: Nach alter wie auch neuer Satzung darf der TSV 1860 nur von mindestens zwei Personen repräsentiert werden. Heißt im Klartext: Dieter Schneider, der Dachauer Unternehmer, ist raus - und das selbst, obwohl er  sein Amt nicht niedergelegt hat. Kambli ergänzt: “Wir haben das immer so gelebt. Das würde ja bedeuten, dass alle Präsidien seit Karl-Heinz Wildmoser, Gott hab ihn selig, nicht rechtmäßig im Amt gewesen wären…”

Was schlüssig klingt, ist ein höchst komplizierter Sachverhalt, über den Christina Weitnauer am 25. Juli um 12 Uhr entscheiden muss. Bis dahin will sich die Richterin einen Überblick über beide Satzungen des TSV 1860 verschaffen. “Man muss tief einsteigen, um jenseits aller Emotionen zu einem sachlich richtigen Urteil zu kommen“, sagte Weitnauer.

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