VON MARC VON SICHERER UND PHILIPPE RUIZ (FOTO)

Der 1860-Boss stärkt dem Geschäftsführer den Rücken - und glaubt an eine Chance mit Hasan Ismaik

Gerhard Mayrhofer (51) ist ein Mann klarer Worte. Das ist schon mal eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren beim TSV 1860. Im exklusiven “SZ”-Interview spricht der neue Ober-Löwe, der die Agentur “Markenundmenschen” leitet, über:

seine Vorgänger: “Das vorige Präsidium ist an sich selbst gescheitert. Man scheitert immer an sich selbst. Man scheitert nie an den äußeren Umständen. Ich kann mich erinnern, dass bald, als Ismaik eingestiegen war, sofort geredet wurde: Wir werden unsere Eigenständigkeit bewahren, wollen nicht abhängig sein. Was soll ich dazu sagen? Das machte zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich Sinn. Es hätte wahrscheinlich mehr Sinn gemacht, Herrn Ismaik viel direkter einzubinden. Danach führte eines zum anderen. Es kann natürlich auch sein, dass sich die Interessenlage von unserem Investor geändert hat - das kann ich aber noch nicht beurteilen.”

die Ehe mit Ismaik: “Wenn man es auf die Fakten reduziert, dann hat sich Herr Ismaik ein Stück einer Fußballfirma gekauft, einen signifikanten Teil. Das ist aber dann nicht mehr weiterentwickelt worden - da möchte ich ansetzen, da werden jetzt erste Gespräche stattfinden: Wie wir diese Fußballfirma gemeinsam weiterentwickeln können - ob wir sie weiterentwickeln können. Denn die Situation kann natürlich weiterhin so bestehen wie sie ist: Dass Herrn Ismaik ein signifikanter Teil dieser Firma gehört, aber wir selber dafür sorgen müssen, dass wir sie weiterentwickeln. Herr Ismaik hat uns eine große Hilfe bereitet. Ohne ihn wäre der TSV 1860 heute nicht mehr da, wo er jetzt ist, das ist ganz klar, das muss man so sehen, und dafür gebührt ihm auch Dank. Aber wir müssen auf eigenen Beinen stehen. Das schließt Herrn Ismaik nicht aus, aber zum heutigen Zeitpunkt können wir uns nicht darauf verlassen, dass an der Stelle etwas passiert.”

die Arbeit von Robert Schäfer:  ”Wer auf der Mitgliederversammlung war, hat einen Robert Schäfer erlebt, der etwas offensiver die Dinge gezeigt hat, die er in der Vergangenheit gemacht hat. Ich habe ja in meiner Rede über 1860 als Ausbildungslager für Funktionäre gesprochen - das meine ich auch so. Es wäre fatal, wenn man jemanden ausgebildet hat und sich von ihm trennt, wenn er gerade anfängt, gute Arbeit zu machen. Das habe ich in meinen Firmen, in denen ich früher gearbeitet habe, auch nie gemacht.Wenn jemand durch so eine harte Zeit geht, das überlebt, dann ist er meistens gestählt für die Zukunft.”

die Stadion-Pläne des TSV 1860: ”Ich bin absolut überzeugt, dass dieser Verein ein eigenes Stadion braucht. Fußball ist Emotion, das ist ja nichts Rationales. Und für Emotion brauche ich ein Zuhause. Das gibt es ja in ganz Deutschland nicht, dass sich zwei Vereine ein Stadion teilen. Wir brauchen ein Zuhause für unsere Identität. Und es wäre ein großer Meilenstein für unsere finanzielle Sicherheit. Derzeit haben wir Aufwendungen in der Arena, die in keinem Verhältnis zum Erlös stehen. Und wenn wir schon so einen tollen Partner wie VW haben, dann könnten wir den natürlich in einem eigenen Stadion ganz anders inszenieren. Aber so ein Stadion muss finanziert werden, es kostet etwa 50 Millionen, die können wir ja nicht aus der Vereinskasse bezahlen. Da werden wir entsprechende Partner benötigen. Ich möchte erst einmal das Stadion-Projekt als Projekt aufsetzen. Das wird am kommenden Freitag passieren.”

die Aufenthaltsgenehmigung von Noor Basha, dem Cousin von Ismaik: “Das ist die Aufgabe von Herrn Noor Basha, dafür zu sorgen, dass er sie bekommt. Das ist nicht Sache des Vereins. Wenn Herr Basha Probleme mit seiner Aufenthaltsgenehmigung bekommt, würde ich ihm auch dabei helfen. Dann muss er mit mir reden, das hat er nicht getan. Offensichtlich ist dieses Problem nun erledigt. Ich würde mich lieber über den TSV 1860 unterhalten als über Aufenthaltsgenehmigungen. Darum geht’s doch überhaupt nicht - oder was ist denn so interessant daran? Klar, das ist der Cousin von unserem Investor, und der möchte offensichtlich gerne in Deutschland bleiben. Niemand hat irgendein Problem damit. Wir werden uns jetzt dann irgendwo mit ihm treffen und werden ein erstes Gespräch führen.”

Wird es Mayrhofer schaffen, den Umbruch bei 1860 einzuläuten? Diskutieren Sie mit!