VON OLIVER GRISS

“Es macht keiner absichtlich schlecht”: Manfred Wagner.Meister-Löwe Manfred Wagner, seit fast 60 Jahren Mitglied bei 1860: "Führungsprobleme? Das zieht sich wie ein roter Faden durch den Verein"

Bleibt Dieter Schneider (65) Löwen-Präsident - oder zaubert der Aufsichtsrat noch eine unbekannte Alternative aus dem Hut? Das ist die spannende Frage an der Grünwalder Straße: Manfred Wagner, lebende Legende beim TSV 1860 und seit fast 60 Jahren Mitglied, wundert es nicht, dass sich der Verein so schwer tut, Persönlichkeiten aus der Wirtschaft oder des Sports für sich zu gewinnen. "1860 hatte schon immer Führungsprobleme. Das zieht sich wie ein roter Faden durch den Verein. Die Finanz-Probleme und das Chaos schreckt die Leute ab", sagte der 74-jährige Meister-Löwe von 1966 gegenüber dieblaue24: "Wir sind die Nummer 1 in Deutschland, wenn es darum geht, sich zu blamieren. Das ist wie im Zirkus."

Wagner war sogar selbst schon in Intrigenspiele bei 1860 verwickelt: Als Torwart-Legende Petar Radenkovic 1980 gegen den CSU-Politiker Erich Riedl als Präsidentschafts-Kandidat antrat, war der Ex-Verteidiger als Jugendbeauftragter vorgesehen. Doch Radi scheiterte im Wahlkampf - "weil Riedls CSU-Mitglieder plötzlich bei 1860 einen Mitgliedsantrag unterschrieben und die für ihn stimmten." Und auch der verstorbene Karl-Heinz Wildmoser blockte in den 90er Jahren Alt-Stars wie Peter Grosser & Co. ab: "Auch Wildmoser wollte uns nicht haben - aber fotografieren hat er sich mit uns immer gerne lassen. 1860 hat es über Jahrzehnte versäumt, den Aufsichtsrat oder das Präsidium mit verdienten Ex-Spielern zu besetzen. Muss muss nur zu unserem Nachbarn rüberschauen, wie das funktioniert…"

Die schwierige Suche nach dem perfekten Ober-Löwen: "Es macht keiner absichtlich schlecht", glaubt Wagner und ergänzt: "Imgrunde kannst du froh sein, wenn sich einer zur Verfügung stellt. Wildmoser hat das mal richtig gesagt: ‘Bei 1860 hast du nullkommanull Lebensqualität.' Mit diesem Satz hatte er gar nicht so unrecht.  Und deswegen kann der Verein froh sein, einen Präsidenten wie Dieter Schneider zu haben. Er lebt für den Verein - und ihm gefällt es auch, bei den Fans zu sein. Es gab schon schlechtere Präsidenten als Schneider."

Doch im Umgang mit dem Investor rüffelt auch Wagner den Dachauer Unternehmer: "Schneider hat wie Ismaik Fehler gemacht. Man hätte schon vom ersten Tag an aufeinander zugehen müssen - und nicht gegeneinander arbeiten. Das kann nur zu Irritationen führen…"

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