VON OLIVER GRISS

Jetzt ist es also raus: Uli Hoeneß, der mächtige Bayern-Präsident, findet die Löwen cool. Zumindest hat er am Donnerstag beim bayerischen Tourismustag gesagt: "Ich mag traditionelle Vereine wie Nürnberg, Kaiserslautern, Köln und - ja - auch ein bisschen 1860 München. Von mir aus dürfen die Löwen ruhig wieder aufsteigen." Hoeneß kuschelt mit den Löwen? Taktik? Nein! Hoeneß bewundert in Wirklichkeit das Stehaufmännchen 1860. Und natürlich wünscht er sich auch wieder einen sportlichen Widersacher in der Stadt, mit dem man sich ein wenig fetzen kann. Was ihn allerdings in der Vergangenheit rasend machte, waren an der Grünwalder Straße Sprücheklopfer wie Manni Stoffels - oder wie hieß der Ex-Geschäftsführer noch mal genau? Vergessen wir’s einfach…

Lieber Herr Hoeneß, dass Sie die Löwen verehren, das wissen wir schon lange. Das hätten Sie nicht extra betonen müssen. Ihr Kribbeln für die Blauen muss in den 80er Jahren angefangen haben: Damals, als wir 1982 in die Bayernliga zwangsabgestiegen sind, haben Sie sich desöfteren die Augen gerieben und gewundert: Gewundert darüber, wie ein Drittligist die Stadt und die Stammtische begeistern konnte. Es kam nicht selten vor, dass die Massen ins Grünwalder Stadion zogen,  Besucher-Rekorde geknackt wurden  - und bei Bayern gähnende Leere im Olympiastadion bei Spielen gegen Bayer Uerdingen oder Fortuna Düsseldorf herrschte…

Sechzig ist eben eine Münchner Kult-Marke, die nicht tot zu kriegen ist - und das selbst nach dem Anteilsverkauf an unseren jordanischen Super-Kumpel Hasan Ismaik.  Und das ist dann noch ein nicht unwichtiger Faktor, den Hoeneß klasse findet: Die Löwen-Fans. Zwar mögen die meisten blauen Anhänger den Hoeneß nicht, dabei schätzt er sie so wegen ihrer Leidensfähigkeit, Treue und Begeisterung. Wir können uns  ja ihn in hinein versetzen:  20.000 Löwen-Fans machen mehr Stimmung als ein volles Haus bei Bayern-Heimspielen in der uns ungeliebten Allianz Arena.  Irgendwie muss das frustrierend sein. Ja, lieber Herr Hoeneß: Wir haben zwar keine Millionen auf dem Festgeldkonto und auch keine Sterne auf dem Trikot, aber Sechzig ist trotzdem der Fußballklub der Münchner. Ein Verein, der das Leben nicht besser beschreiben kann: Einmal bist du oben, einmal bist du unten: Sechzig München.

Jetzt haben wir noch eine ernstgemeinte Bitte an Sie: Wenn Sie tatsächlich für unseren Klub ein wenig schwärmen (die Frau von Paul Breitner ist ja auch eine bekennende Blaue), dann lassen Sie uns kostenlos raus aus der Allianz Arena.  Dann verzichten wir im Gegenzug auch gerne auf Ihre versprochene Blasmusik beim Auszug…

Was halten Sie von Hoeneß - und warum sind Sie Löwen-Fan geworden? Diskutieren Sie mit!