VON OLIVER GRISS

Von 2004 bis 2005 verteidigte Erol Bulut für den TSV 1860 in der Zweiten Liga - jetzt hat der inzwischen 42-Jährige mit seinem Klub für ein Ausrufezeichen im europäischen Fußball gesorgt: Mit Basaksehir Istanbul, für den der Ex-Löwe seit geraumer Zeit als Co-Trainer arbeitet, hat der ehemalige türkische Nationalspieler durch das 2:0 gegen den FC Brügge in der Champions League-Quali die Euro League sicher. Das Sahnehäubchen mit dem Ticket für die Königsklasse könnte bald folgen. “Schon jetzt haben wir mit der Qualifikation für die Euro League den größten Erfolg der Klub-Geschichte erreicht. Das ist ein kleines Fußball-Wunder - das ist ungefähr so, als wenn sich Unterhaching für den Europapokal qualifizieren würde”, erklärte Bulut am Donnerstag gegenüber dieblaue24. Der türkische Ministerpräsident Recep Erdogan kam am Mittwoch zum Schulterklopfen in die Kabine: “Erdogan ist Fan unseres Vereins, er hat jedem einzelnen Spieler gratuliert.”

Der kleine Istanbuler Klub stieg erst 2014 in den Süper Lig auf und wäre in der vergangenen Saison sogar fast Meister in der Türkei geworden. Der Bulut-Klub hat die großen Vereine Fenerbahce oder Galatasaray Istanbul inzwischen hinter sich gelassen - auch dank Buluts hervorragender Arbeit als Assistenztrainer. Der Ex-Löwe sieht seine Rolle als Sprungbrett für die Zukunft: “Irgendwann will ich selbst als Cheftrainer arbeiten und meinen eigenen Weg gehen. Es gab vor einigen Wochen bereits ein Erstliga-Angebot, aber ich warte auf den richtigen Verein.”

Dass der TSV 1860 mittlerweile in die Regionalliga Bayern abgestürzt ist, schmerzt selbst Bulut: “Wenn man das aus der Ferne betrachtet, was bei Sechzig passiert, dann kommen einem die Tränen. Es sind in den letzten fünf Jahren auch bei den Transfers sehr viele Fehler gemacht worden. Aber das kommt leider heraus, wenn man nicht miteinander, sondern gegeneinander arbeitet. Das war schon zu meiner Zeit bei 1860 so. Die Löwen sind ein schwieriger Verein, aber ich verstehe die Leute nicht. Eigentlich hätte Geld durch den Investor zur Verfügung gestanden - aber man blockiert sich gegenseitig. Die Fans sind die Leidtragenden. Der Verein gehört nicht in die Regionalliga, sondern in die Erste Liga. Deswegen muss man jetzt die Kräfte bündeln und keine Ego-Trips fahren…”

Dass es mit dem portugiesischen Trainer Vitor Pereira nicht funktioniert hat, überraschend Bulut indes nicht: “Pereira hatte auch bei Fenerbahce keinen guten Ruf. Er hat viele Fehler gemacht - und seine Spieler waren auch nie richtig fit.”